Mittwoch, 30. Januar 2013

Die beiden letzten Tage


28.1. 2013
Abflugtag
Da wir nur noch am Vormittag hier sind und auch inzwischen wissen, dass wir noch vor dem Mittagessen fahren müssen, nehme ich nicht mehr an der Feedbackrunde zu gestern Abend teil, sondern packe unsere Sachen. Als ich fertig bin und dazu stoße, werden wir offiziell und nett verabschiedet. Wir haben hier viele nette Kontakte gehabt.

Gegen 11 Uhr fahren wir. Ganz so lange werden wir bis Tel Aviv nicht brauchen, doch wir könnten  lieber noch unterwegs eine Pause machen...
Wir erleben einen letzten schönen Sonnentag, machen unsere Mittagspause am Meer kurz vor Netanja mit kleinem Snack und einem Schläfchen am Strand – dann geht´s unverzüglich zum Flughafen. Die Abwicklung mit dem Mietwagen verläuft reibungslos, ein Shuttle fährt uns zum Terminal 3 (Germanwings).

Nach dem Einchecken im Duty Free-Bereich trifft Ekkehart einen „alten“ Bekannten, einen Schulfreund, mit dem er Abitur gemacht hat. Die Wege des Herrn sind unausforschlich! :-) Eine Stunde lang bis zum Abflug (er fliegt auch nach Köln) haben wir noch Zeit zu einem ausführlichen Austausch...

Jetzt sitzen wir im Flugzeug, befinden uns bereits in der Luft und fliegen gen Heimat J




27.1.2013
„Palästinenser in Israel“
Unser letzter ganzer Tag zusammen mit der Gruppe
Ein Tagesausflug nach Akko steht auf dem Plan. Wir beginnen mit einem kurzen Stop an der Küste (hm!!! Das Meer!!!) und wandern dann in die Altstadt zu einem griechisch-orthodoxen Gottesdienst. Anders als wir es vom griech.orthod. Gottesdienst in Bethlehem erlebt haben scheint es hier sehr familiär zuzugehen. Auch frauen haben hier ihren Part in der Liturgie, was wohl eher ungewöhnlich ist. Der Priester ist ein warmherziger, zugänglicher Mann, dessen Predigt (wr verstehen sie nicht, aber einzelne Worte!) Jesus Christus zum Inhalt hat. Auch die anschießende warmherzige Audienz mit ihm überrascht. Wir werden eingeladen zum nachgottesdienstlichen Beisammensein in deiner Grote (sehr gemütlich), es gibt einen Begrüßungsschnaps und Kaffee – sehr lecker! Und dann ein Gespräch zusammen mit unserer deutschen Gruppe und ihm. Er nimmt sich viel Zeit, um auf unsere Fragen zu antworten.
Der anschließende Besuch in der Synagoge ist auch ein Erlebnis. Der alte Mann, der uns dort alles auf hebräisch erklärt (Volker Haarmann übersetzt), spricht so lebendig, dass er eigentlich auch ohne Übersetzung verständlich ist. Er hat eine ausgesprochen ausdrucksvolle Körpersprache. Die Synagoge ist alt, hsitorisch bemerkenswert und klein.
Ein Zug durch den Bazar von Akko ist unerlässlich, ebenso das eingeschobene Falafel-Essen, die Besichtigung einer alten Karavanserei, andere historische Bauten. Die Besichtigung der Bahai-Gärten mitsamt der dahinter steckenden Ideologie ist sicher notwendig, aber nicht umwerfend, zumal bekannt ist, dass diese akkuraten Anpflanzungen nur mit einer hohen Menge an giften gegen Unkraut durchführbar sind.

Wir fahren nun nach Masra´at, zu dem arabischen Dorf, das direkt bei Nes Ammim liegt, und treffen dort auf Yoseph Mubarki , einen arabischen Dorfschullehrer, der englisch unterrichtet. Er führt uns durch „sein“ Dorf und erzählt uns seine Geschichte. Das Dorf soll angeblich 4000 Jahre alt sein.
Yoseph ist palästinensischer Israeli, also Araber. Doch sein ganzes Wesen ist eher untypisch arabisch. Er ist ein Softi und Denker, was z.B. an seinem langsamen und nachdenklichen Reden deutlich wird. Werden fragen gestellt, denkt er immer erst einen Moment nach, bevor er antwortet. Anhand seiner eigenen Familiengeschichte und dem Gang durch das Dorf möchte er uns das Schicksal und die Geschichte der Palästinenser nahebringen.
Den Abschluss bildet ein riesiger und günstiger Supermarkt, wie wir ihn ansonsten in Israel nirgends gesehen haben!! Hier halten wir uns über eine Stunde auf und erstehen nette Kleinigkeiten.

Der Abend steht ganz unter dem Zeichen des Themas: „Nes Ammim und Israel aus der Sicht eines palästinensischen Israeli“. Yoseph ist unser Gast und führt die Gesprächsansätze vom Nachmittag weiter. Sehr interessant, doch er wirkt auf uns in seiner Friedensbewegtheit ein wenig exotisch, was sicher einfach auch an seinem nachdenklichen und zurückhaltenden Wesen liegt.

Abendausklang mit fast der kompletten Gruppe in der Lobby bei Wein und Nüssen J

Samstag, 26. Januar 2013

Schabbath



Der „Sonntag“ in Israel. Sicher ist es nicht in allen Landesteilen so ausgeprägt wie in Galiläa, dass die Grenzen des Feiertags so genau abgesteckt sind und man dadurch wirklich ein Sonntagsgefühl bekommt.
Ein Gottesdienstbesuch in die messianische Gemeinde von Marty und Sue in Karai Yam steht an. Wir haben eine halbe Stunde Fahrt vor uns, um 10.30 h sin wir da, pünktlich zum Gottesdienstbeginn.
Vieles erinnert uns hier an unsere eigenen Gottesdienste. Von daher lassen sich die Unterschiede schnell aufzählen: Die Lobpreiszeit findet am Anfang statt und geht über eine Stunde! (Wir kennen die Lieder nicht, sie sind allesamt in Ivrit) Elemente wie Lobpreistanz, erhobene Hände und Fahnenschwenken sind für unsere landeskirchlichen Freunde sicher eine harte Nuss...
In der nächsten Stunde gibt es einen Teil, in dem aus der Thora gelesen wird. Die riesige Rolle ist in einem Schrank im Altarraum untergebracht, wird herausgeholt und feierlich entrollt. Es gibt eine Textlesung und eine kurze Auslegung. Dann folgt ein weiterer kurzer Predigtteil, dann noch einmal ein liturgischer Teil, der zur jüdischen Tradition gehört, und erst dann kommt es zur Predigt, die Marty hält, der dann in englisch predigt. Das muss natürlich auch noch ins Ivrit übersetzt werden, so dass auch dieser Teil dauert...

Der Gottesdienstraum könnte auch der einer evangelischen Freikirche sein. Jüdische Elemente sind fast wie ein Fremdkörper, die Thoralesung. Er würde, wenn es voll besetzt wäre, sicher 300 Leute fassen. Wir als Reisegruppe und eine ca. 50 köpfige koreanische Reisegruppe stocken heute den Gottesdienstbesuch etwas auf.

Nach dem Gottesdienst bekommen wir noch eine Führung in ihre „soziale Arbeit“, genauer zu einem riesigen Lagerraum voller Lebensmittel und Möbeln, mit denen sie Bedürftigen helfen. Auch gibt es hier eine Schwangerschaftskonfliktberatung. Abtreibung ist in Israel gewissermaßen legal, Soldaten bekommen bis zu 2 Abtreibungen für ihre Frauen finanziert...

Der Nachmittag wird überwiegend durch eine ausführliche Feebackrunde gestaltet. Und um 19.00 Uhr gibt es einen Gottesdienst zusammen mit der Nes Ammim Gemeinschaft in ihrem Mehrzweckraum, der sich gut als Gottesdienstraum gestalten lässt. Hier kennen wir nun wenigstens die Leder, wenn auch dreisprachig (deutsch, holländisch und englisch). Aber eben doch vertrauter als das, was wir heute morgen rein sprachlich erlebt haben.

Jetzt klingt der Abend noch zusammen mit der Studiengruppe in der Lobby aus...



Shabbatheröffnung


25.1.2013
„Leben in Eretz Jisrael – im (Heiligen?) Land"
Der Tag beginnt mit einer interessanten Bibelarbeit zu Römer 11: Was bedeutet die Verstockung Gottes für Israel und was bedeutet das widerum im Zusammenhang mit Judenmission?  Was bedeutet Mission und für wen gilt sie?
Und: Israel wird am Ende errettet werden – mit oder ohne Messiasglaube?
Spannende Fragen, viele Antwortversuche – ein wirklich inspirierendes Gespräch!

Die Zeit, die sich dann mit Moshe (Franz Moritz) und Carla Wolf anschließt, ist noch spannender. Originell und witzig, aber auch mit viel Ernst erzählen die beiden alten Leute, Überlebende des Holocaust, beide ihre ganz persönliche Geschichte und Erleben mit der Zeit des Dritten Reiches und dem, was das aus ihrem Leben gemacht hat. Die Besonderheit ist auch die Kombination ihrer Temperamente und das Ehegeschehen, was sich vor unseren Augen abspielt – nur witzig und unvergesslich! Er ist ein etwas drömeliger Hamburger, dem man heute noch sein hamburgisch anhört, sie ist munter und erzählt lebhaft- aber beide sind auf ihre Weise sehr ausschweifend und erzählen detailliert, was für uns sehr spannend ist, sie sich aber gegenseitig vorwerfen. Witzig!!!!

Am Nachmittag werden im Kibbutz anlässlich des „Tu Bish´vat“ Bäume gepflanzt. Das hat einen bestimmten Ablauf und Ritus und ist zusammen mit den Kibbutznicks eine fröhliche Sache!

Der Abend gehört dem Shabbathbeginn. Zunächst besuchen wir einen rein hebräischen Gottesdienst (Kabbalat Shabbath) in der Reformsynagoge im nahen Naharija, danach feiern wir in Nes Ammim eine Shabbatheröffnung mit Marty & Sue Shoub. Sie wohnen hier in Nes Ammim und gehören zu einer messianischen Gemeinde in der Nähe von Haifa.

Der Kabbalat Shabbath wird ausländischen bEsuchern zugänglich gemacht, indem man sich einen Gottesdienstablauf nehmen kann, der den gesamten hebräischen Text sowohl in hebräisch (Thoratext), wie auch in der Umschrift und ins englische übersetzt vorweist. Da wir etwas zu spät kommen, müssen wir uns den Text erstmal zeigen lassen. Der ganze Ablauf ist festgelegt, man kann versuchen, mitzulesen. Es sind Texte aus dem alten Testament, oft Psalmen, die auch hauptsächlich gesungen werden. Dazwischen gibt es nicht viel andere Elemente, wenn man mal von den Announcements absieht und einem Klavierstück als musikalische Einlage. Da es sich um eine reformierte gemeidne gehört, ist alles recht locker. Acuh die anschließende Shabbatheröffnung mit Wein und Brot ist eher informell und im lockeren Beisammenstehen.

Unsere Shabbatheröffnung in Nes Ammim ist sehr feierlich mit einemgroßen, schön gedeckten Tisch. Marty erklärt uns jede Handlung, die er vor hat. Auch hier gibt es zur Eröffnung Brot und Wein, und er liest die entsprechenden Texte dazu, zunächst auf hebräisch, dann auf englisch.

Er und seine Frau sind messianische Juden aus Kanada. Sie leben seit vielen Jahren in Israel, doch nun steht ihre Aus- bzw. Rückreise nach Kanada bevor. Ihre Kinder sind erwachsen und auch nach Kanada zurück gegangen.
Er erklärt uns das Verständnis der messianischen Juden von ihrer speziellen Ausprägung, Glauben zu leben, Juden zu bleiben und an Jeshua zu glauben. Sie sehen sich wie die Jünger (die ja auch juden waren) als „disciples of Jesus“, sind seine Nachfolger. Deshalb – so seine Schlussfolgerung, müssen sie nicht Christen werden in unserem Sinne, denn Jesus-Nachfolger waren die Jünger auch.

Nach dem gemeinsamen Essen geht das Gespräch über die Ausprägung messianischer Juden weiter, ist informativ und gleichzeitig eine schöne Begegnung mit Marty und Sue...

Donnerstag, 24. Januar 2013

Auf den Spuren Jesu


Frühstück um 6.30 h, Start mit dem Bus um 7.15 h „Spuren Jesu und was die Christen daraus gemacht haben“ ist unser kritisches Thema von heute. Wir beginnen unsere Exkursion am Berg Arbel, dem wohl höchsten Berg am See Genezareth und unter Umständen die wahrscheinlichere Stelle, auf der die Bergpredigt gewesen sein könnte. In diesem Zusammenhang reden wir über die Entwicklungen der verschiedenen christlichen Traditionen und ihre Ansprüche an die verschiedenen Orte im Land Israel, die durch christliche Symbolik und Kirchen von Anfang an überladen worden sind und eine Pilgerkultur hervorgerufen haben, die kaum noch was mit dem persönlichen Glauben zu tun haben. Man kann hier geradezu von einem christlichen Imperialismus sprechen, der über die Jahrhunderte stattgefunden hat und sich mittlerweile auf Traditionen beruft, die im Grunde nur den Macht- und Besitzanspruch rechtfertigen wollen.
Auf dem Berg Arbel hören wir einige Verse aus der Bergpredigt, und für ich ist es das erste Mal, dass ich mir diesen Ort als den Ort für die Bergpredigt vorstellen kann,  weil es hier nichts weiter gibt als Steinfelsen, Gras und vereinzelte Bäume...
Die nächste Station ist Kapernaum. Im Gegensatz zu unserer letzten Israelreise können wir diesmal auch in die Kirche hinein, die über dem angenommenen „Haus der Schwiegermutter des Petrus“ erbaut worden ist und damit die ganze Gedenkstätte verunstaltet. Damit ist in den 60er Jahren auch dieser Ort „verunstaltet“ worden, der bis dahin noch in seinem ursprünglichen Ausgrabungsstatus ein einigermaßen realistisches Bild abgegeben hatte.
Und auch hier wieder: Wir machen uns bewusst, dass das „Haus der Schwiegermutter“ nur eine Gedenkstätte sein kann, aber nie die Annahme als gesichert gelten kann, dass ausgerechnet hier in diesem Haus nur wenige Schritte von der Synagoge entfernt, die Schwiegermutter tatsächlich gewohnt hat. Kapernaum war zu Jesu Zeiten eine große stadt von angenommenen 16.000 Einwohnern. So weiß man heute, dass bisher nur ein kleiner Teil dieser Stadt ausgegraben worden ist, der sich nun dem Besucher darstellt. Gesichert ist allein die Lage der Synagoge, da solche Bauten durch die Zeiten immer eines auf dem anderen errichtet worden ist.
Heute wird dem Pilger suggeriert, dass (so ist es verschriftet) Jesus hier in Kapernaum immer wieder gewohnt hat und dann im Haus der Schwiegermutter des Petrus übernachtet hat (was nirgends schriftlich belegt ist, aber die christlich fürsorgliche Seele streichelt).
Das Geschäft mit dem Pilger und letztlich der Seele und dem religiösen Gefühl des Pilgers boomt, und es wird eine Kultur gefördert, die dem Menschen das Gefühl gibt, mit der Wallfahrt zu diesen Stätten etwas für sein Seelenheil zu tun.
Tapga, der Ort der Brot- und Fischvermehrung, ist wieder so ein Ort, den man höchstens als Gedenkstätte bezeichnen kann, jedoch nicht glauben sollte, dass Jesus an dieser Stelle die Speisung der 5000 durchgeführt hat. Auch hier wieder: Eine große Kirche mit einem Mosaik im Altarraum, dass dieses Ereignis künstlerisch darstellt...
Jordan-Taufstelle: Das Wasser des Jordans ist sehr hoch, mindestens 2 m über dem Wasserspiegel, den wir August 2011 gesehen haben. Heute sind hier keine Taufaktivitäten, wobei sie sicher aufgrund des Wasserstandes auch nur schwer möglich wären. Wir halten uns hier nicht lange auf, denn auch hier ist schnell deutlich, dass hier nur der Taufe Jesu gedacht werden kann, er hier aber nie getauft hat, denn Johannes, der ihn getauft hat, hat sich in der Wüste vor Jericho aufgehalten, und Jesus kam zu seiner Taufe direkt aus der Wüste..., so dass die weiter südlich gelegene Taufstelle, die erst vor 2 Jahren wieder geöffnet worden ist, der nähere mögliche Ort der Taufe Jesu ist.
Lustig: Als wir bereits alle im Bus sitzen, fehlen noch 2 Leute. Wir stellen schnell fest, dass das die Baptisten in unserer Gruppe sind und unterstellen ihnen, dass sie sich nicht von „ihrer“ taufstelle trennen können (denn die Taufstelle ist von Baptisten gegründet, eingerichtet worden)...
Nazareth ist unser nächstes Ziel, an dem wir uns schnell einen Snack kaufen, um dann noch kurz einige Stationen abzulaufen, denn langsam wird die Zeit knapp, weil wir noch im “Bible College of Galilae“ angemeldet sind.

Hier geht es dann in einem super interessanten Vortrag um die „Situation und Geschichte Palästinensischer Christen“ in Israel und der Westbank.
Der Bibelschullehrer erzählt in einem bewegenden und gleichzeitig hoch spannenden Zeugnis seine eigene Bekehrung von einem Atheisten (er war weder Jude, Christ noch Moslem) zu einem Christen (heute Baptist), der mühsam lernen musste, was es bedeutet, nicht mehr zu hassen, sondern zu lieben – aus der Kraft Jesu. Eine sehr bewegende Begegnung!

Mittwoch, 23. Januar 2013

Galiläa

Der erste Tag in Galiläa liegt hinter uns. Wir haben zusammen mit der Studiengruppe einen intensiven Tag, ja einen Studientag in und um Nes Ammim herum erlebt. Dazu gehörte am Vormittag ein ausführlicher Rundgang in Nes Ammim, der Geschichte dieses Kibbuz und seine Entwicklung bis heute, wozu auch die Besichtigung eines kleinen Museums gehörte.
Zwischendurch genießen wir Vollpension mit leckeren Mahlzeiten :-) Am Nachmittag fahren wir in den nächstgelegenen Kibbuz, der in erster Linie von Überlebenden des Holocaust und ihren Nachkommen bewohnt wird und zu dem eine große Gedenkstätte und ein Museum gehören. Doch es geht hier nicht nur darum, eine schreckliche Vergangenheit jüdischer Geschichte darzustellen, sondern seine Bedeutung für da Heute und den daraus zu ziehenden Schlüssen der heutigen israelischen Jugend beizubringen, seien es Moslems, Juden oder Christen gleichermaßen. Deshalb gibt es hier immer wieder obligatorischen Unterricht für ganze Schulklassen.
Uns wurde in beeindruckender Weise das gesamte Konzept erklärt, und der Gang durch die Gedenkstätte war sehr intensiv und regte zum Nachdenken an.
Heute Abend schloss sich ein Abend mit der Jüdin an, die uns am Nachmittag diese Stätte erklärt hatte und die nun ihre Verbindung zu Nes Ammim (das ja ein christliches Kibbutz ist) als Jüdin und ihre Einstellung dazu dar stellte. Sie spricht deutsch, und es war ein insgesamt sehr spannender Abend.

Morgen sind wir den ganzen Tag lang unterwegs, es wird früh losgehen...

"Samarien"


22.01.2013
Abfahrt aus Jerusalem gegen 9 Uhr, auf in den Norden. Das heißt, Ekkehart möchte gerne durch die Westbank fahren, um einige der Stätten anzusehen, die bei typischen Reisegruppenfahrten „unter den Tisch fallen“.
Damit tauchen wir in die Region ein, die das frühere Samarien ausmacht.
Unser erstes Ziel ist hier Bet El, der Ort, an dem Jakob seinen Traum hatte und einen Stein errichtet hat, den er „Bet El“ – Haus des Herrn nannte. (1. Mose 28, 10 – 22). Leider gibt es hier super wenig Beschreibung, touristisch ist der Ort komplett unterbelichtet. Man findet gerade so mit Ach und Krach hin – und dann steht man da an einigen Felsen, einem eingezäunten  knorrigen alten Baum – und ein oder zwei aufgestellte Schilder, auf denen jeweils ein hebräischer Begriff steht. Das war es. Ansonsten ist es einfach ein schöne Landschaft, schön zum durchwandern, felsig mit leichtem Grasbewuchs...Wir fahren weiter.
Auf dem Weg nach Nablus kommen wir nach Silo, dem Ort, an dem die Bundeslade viele Hundert Jahre stand, nachdem die Israeliten sich hier  ansiedelten, bis sie den Philistern in die Hände fiel (1. Samuel 4)
Silo ist heute ein Tel, eine Ausgrabungsstätte, die gut ausgeschildert ist und in dessen Geschichte man bereits zu Beginn des Rundgangs mit einem kleinen Film eingeführt wird (die Geschichte mit Hanna, die sich Samuel erbittet, dem Priester Eli und seinen zwei Söhnen).
Jetzt ist ein Mittagssnack fällig. Der nächste kleine Ort, durch den wir fahren – keine Ahnung, wie er heißt, hier ist alles arabisch, nix englisch, keine Umschrift in lateinische Buchstaben – nichts – bietet einige wenige Imbisse, in denen es sicher Falafel gibt. Wir halten, gehen zerst zu einem Stand, der Sesamkringel verkauft, von denen ich zwei möchte. Zwei? Als Ekkehart bezahlen will, guckt uns der Verkäufer ganz hilflos an. Kostet? Nothing! Wie, nothing? Wir merken, dass er keine Ahnung, hat, wie er zwei Kringel berechnen soll, denn die Araber kaufen davon säckeweise...Schließlich sagt er 1 Schekel (das sind 20 Cent J)
Ermutigt durch dieses Erlebnis steuern wir die Falafel-Bude an. Wieder kann hier niemand englisch, und so macht Ekkehart ein großzügige Handbewegung über das Essensangebot in der Auslage, nennt ein paar Lebensmittel wie Falaffel, Hommos, Salat...wir setzen uns. Dann kommt wirklich ne Masse an Essen auf den Tisch. Wir sind auf den Preis gespannt. Und? Wir zahlen 21 Schekel inklusive einer großen Flasche Wasser! Das sind gerade mal knapp über 2 Euro pro Person!
Wieder fahren wir weiter und sehen kurz vor Nablus die Abzweigung zum Berg Garizim, dem Ort, an dem die Samariter anbeteten anstatt nach Jerusalem zu gehen (Johannes 4, Das Gespräch Jesu mit der Samariterin). Auch hier wieder: Keiner weiß richtig Bescheid, wenn man nach dem Berg fragt. Doch am Berg selber kostet es dann Eintritt, und wir bekommen eine Beschreibung der einzelnen Plätze.
Von hier aus sichten wir – bereits in Nablus? eine Art Palast, es lässt sich nicht ausmachen, was das sit. Ekkeharts Neugierde als Motor für diese nächste Entdeckungsfahrt lässt uns dann das Teil finden. Wieder nichts, aus dem man ershen könnte, worum es sich hier handelt – bis Ekkehart ein Schild findet, auf dem steht „Beit Falasteen (vielleicht der Besitzer?), Museum and Monastery 1953
Mehr kriegen wir nicht raus. Es ist alles zu.
So fahren wir nach Nablus rein. Nablus wurde an der Stelle des ehemaligen Sichem gebaut, zu dem es heute auch eine Ausgrabungsstätte gibt – di wir uns dann aber sparen und lieber durch Nablus kurven. Am Anfang gab es auch noch Ausschilderungen, doch die sind dann irgendwann vorbei, und ab hier beginnt unsere Odyssee. Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht.
Wir fahren quer durch das palästinensiche Hoheitsgebiet nach Tulkarem, dem Ort, der der letzte auf der Karte vor Israel ist. Ja, und in Tulkarem beginnt das Elend: Nichts, aber auch wirklich keie Ausschilderung irgendwohin, keine straße ist kenntlich gemacht, wo hier der Übergang ist in den israelischen Teil – es ist ein Elend! Wir versuchen es mit der Himmelsrichtung (müssen ja noch Nordwesten fahren) – aber die Straßenführung ist eine andere.  Und dann finden wir nach mehreren Irrfahrten heraus, dass Tulkaren keinen Autoübergang hat, sondern hier nur Fußgänger die Grenze wechseln können. Super! Und – wo bitte schön, sollen wir jetzt lang fahren?
Wir kurven immer wieder in falsche Straßen hinein, die nirgendwohin führen, verlieren viel Zeit, und die Sonne geht langsam unter.
Dann finden wir mit Nachfragen an einer Tankstelle (mit schlechtem englisch, 5 Kilo, yes, 4 – 5 kilo...er meinte Kilometer J ) den Weg nach Jenin, wo die Terroristen her kommen. Der Weg klappt auch, wir kommen zur Border – und hier geht´s erst mal nicht weiter. Irgend so ein kleiner Möchtegern-Chef (höchstens 18 Jahre alt) will sich profilieren, vielleicht hat er Probleme mit seinen Eltern, jedenfalls sortiert er uns aus, und wir werden tatsächlich vom israelischen Militär gefilzt! Das erinnert mich hier alles stark an die deutsch-deutsche Grenze von vor 25 Jahren. Zum Glück geht die Gepäckdurchsucherei heute etwas anders, elektronischer und dadurch schneller als vor 25Jahren, wo dann die Koffer durchwühlt und nicht wie heute durchleuchtet wurden!
Gut, wir haben da eh nichts Besonderes drin, es wirkt einfach nur wie Schikane. Aber Ekkehart meint nachher, dass die sicher ihre Auflagen haben, da es eben immer wieder vorgekommen ist, dass aus dieser Stadt Terroristen kamen.
Jetzt sind wir „drüben“, nun aber los!
Innerhalb von einer Stunde sind wir dann in Nes Ammim, kurz nach 19 Uhr. Unsere Gruppe hat gerade erst angefangen zu essen, es fällt gar nicht dumm auf, dass wir so spät dran sind. Wir setzen uns dazu, essen mit – und anschließend folgt die obligatorische Vorstellungs- und Programmrunde.
Bin gespannt auf die nächsten Tage!