Montag, 17. Dezember 2018

Kurz vor Weihnachten

Vielleicht ist es für einige noch zu früh, schon an Weihnachten zu denken - es ist bis dahin immer hin noch eine Woche!!! Aber andere routieren schon seit Ende November, um alles "bis Weihnachten fertig zu haben".
Ich glaube, ich gehöre in diesem Jahr zur zweiten Sorte. Und: So früh war ich noch nie fertig! Also "fertig" im positiven Sinne des Wortes. :-) 
Tatsächlich: Ich hatte bereits vor einer Woche alle Geschenke, auch schon fertig eingepackt, und konnte entspannt in die nächste Woche gehen.
Entspannt, nun ja. Also es ist mal wieder alles anders, denn wir fliegen nach Ghana.
Judith und Louis im Township von Accra besuchen.

Weihnachten in Ghana - es wird warm sein, die Sonne wird scheinen, sicher ist es laut, für gemütlichen deutschen Kerzenschein sicher kein Platz. Die sind ja auch viel zu warm, die Kerzen. Bzw. schmelzen womöglich, bevor sie überhaupt ihren Zweck erfüllen können.

Weihnachten in anderen Kulturen feiern - da kommt man viel eher auf den Gedanken, ein bisschen intensiver über den Sinn von Weihnachten nachzudenken. Denn die Geschichte, die Geburt Jesu, das Feiern seines Geburtags, das alles bleibt ja. Nur das Äußere ist völlig unterschiedlich.

Wieviel Tradition brauchen wir, um Weihnachten zu "fühlen"?
Oder worum geht es dabei?

"Der Retter der Welt" kam nicht in erster Linie für Menschen, die im Prinzip alles haben, um sie eine schöne Stimmung erleben zu lassen. Er kam, um zu retten - und zwar gerade die, die nicht in Stimmung sind zu feiern, weil sie gar nichts haben, was sie zum Feiern einsetzen könnten. Oder vielleicht doch? Und gerade weil sie nichts haben?

Wir erleben immer wieder, wenn wir unterwegs in diesen ärmsten Ländern der Welt sind, dass dort die Dankbarkeit viel größer geschrieben wird als bei uns. Wer den Retter der Welt als seinen persönlichen Retter kennen gelernt hat, der feiert auch mit "nichts". 
Wie die Hirten auf dem Feld: Freude, pure Freude, weil ein Kind geboren ist. Ein Kind, das Zeichen setzt für die ganze Welt. Ein Kind, das bereits bei der Geburt Armut und Kälte erlebt, das kein Zuhause hat - wie so unendlich viele Kinder auf dieser Welt!

Richtig, wir "können nichts dafür", dass jeder von uns hier ins reiche Deutschland hinein geboren ist. Aber ich bin dankbar, dass ich durch die Begegnung mit anderen Kulturen erleben darf, wie anders es sein könnte. Und wie dankbar ich sein sollte, dass ich diese Begegnungen haben darf.
Und dass es Augenblicke gibt, die einfach nur ein Aushalten der Andersartigkeit und dankbaren Freude von Menschen sind, die nichts haben - ohne es wirklich verstehen zu können.

In diesem Sinne wünsche ich allen gesegnete und besinnliche Festtage!


Weihnachten in einer Kirche in Niger 2017



Sketchnotes

Habe Sketchnoting entdeckt! So macht es Spaß, sich Notizen zu machen oder sich Dinge zu merken!



Donnerstag, 6. September 2018

25 Jahre Mülheim!

Ekkehart schreibt: "Also, am vergangenen Sonntag waren Sabine & ich ja völlig platt. Unsere Gemeinde präsentierte uns einen wunderbaren Wertschätzungsgottesdienst anlässlich unserer 25 Jahre in Mülheim an der Ruhr - mit wirklich kreativen und lustigen Ideen und Beiträgen incl. einer klassischen CGM-****-Grillfete vom Feinsten. Wir waren echt gerührt und bewegt und können nur ein gaaaaanz großes "DANKE!" sagen für soviel Liebe und Wertschätzung, die uns überspült hat."

Ja, es war der Hammer, und für uns komplett überraschend und ungeahnt!




Da waren´s ihrer 12!

7 plus 5 - so veröffentlichte Ekkehart unser 12. Enkelkind auf Facebook! Emil Silas wurde als 5. Kind (und 4. Sohn) von Christian und Romina am 26. August 2018 geboren. Wir freuen uns sehr über dieses neues Familienmitglied!




Das Familienglück zu Hause muss sich erst noch einspielen...
Romina blieb nach der Geburt mit Emil noch drei Tage im Krankenhaus. Der Kleine war sehr leicht, musste erst noch beweisen, dass er "draußen" klar kommt. Doch dann war es soweit, und Romina rief bei ihrer Familie zu Hause an. Gespräch mit Linus, Sohn Nr. 3 und vier Jahre alt: "Linus, heute kommen wir endlich nach Hause!" Linus: " Wie, kommt das Baby mit?" "Ja, natürlich. Der Emil wohnt jetzt bei uns!" Linus: "Für IMMER?"

Samstag, 28. Juli 2018

Enkelgeschichten

Wie schon zur Zeit unserer eigenen Kinder, so sammel ich immer noch Geschichten mit Kindern bzw. deren Aussprüche und Verwirrungen.

Wir haben uns als Großfamilie im Juli 2018 in einem Feriendorf an der Ostsee eingemietet. Es gibt hier tolle Spielmöglichkeiten für Jung und Alt. Die Erwachsenen entdecken, dass es zu dem großen aufgemalten Schachfeld auch Figuren gibt und bauen sich ein Schachspiel auf. Simon (39) und Jonas (35) beginnen mit ihren Zügen. Mittendrin kommt Nora (5) dazu und sieht ihren Papa und Onkel jeden an einem Ende des Spielfeldes stehen. Sie stellt sich dazu und beobachtet die beiden, di nachdenklich über ihren Zügen brüten. Nora: "Was macht ihr da?" Simon: "Wir spielen." Nora: "Wie heißt denn das Spiel?" Simon: "Schach." Nora: "Okay. Und wann fangt ihr an?"
Das Gelächter der beiden ärgert sie, weil sie nicht verseht, warum das witzig ist. Man erklärt es ihr.

Ebenfalls während dieses Familientreffens ereignet sich Folgendes: Romina weist ihren Ältesten, Paul (11) an, mit Papa duschen zu gehen (Hier gibt es nur Sammelduschen, Männer und Frauen getrennt). Paul gestikuliert wild: "Nein, ich will mit der Dame - wie heißt sie noch gleich? - duschen gehen!" (Er meint Katja, die sich einige Zeit rührend mit ihm abgegeben hat). Als Katja erklärt, sie dusche lieber alleine, fragt er weiter. "Was machst du gleich?" "Katja: "Danach werde ich mit meinem Mann Michael ein bisschen spazieren gehen." Paul: "Ich komm mit!"

Unsere Enkel machen sich hin und wieder Gedanken über den Tod, insbesondere das Ableben ihrer Großeltern.
Nora: "Oma, ihr sterbt bald. Aber wir sind gar nicht traurig, weil ihr ja schon alt seid!" (Naja, 62 Jahre...)
Und sie verstehen manchmal nicht so genau, was einzelne Wörter bedeuten. So beschließen wir, mit den Kindern Jakob und Nora zum Grab von Ekkeharts Mutter zu gehen für einen nötigen gärtnerischen Einsatz. Die Kinder waren noch nie auf einem Friedhof, also erklärt ihr Papa ihnen, dass wir dort ein bisschen am Grab arbeiten müssen, vielleicht etwas abschneiden oder Unkraut raus holen oder, oder... So kommt Nora ganz wichtig zu mir und sagt: "Oma, wir gehen jetzt auf den Friedhof und graben die Großmutter aus!"

Einige Tage später geht die Familie Vetter aus Niger mit ihren Kindern in einen anderen Mülheimer Gottesdienst als wir. Ekkehart ist schon weg, ich mach mich fertig. Jonas fragt mich noch:"Sollen wir dich vielleicht rum bringen?" und Nora wiederholt:"Sollen wir die Oma umbringen?"
Nein, danke, da geh ich doch lieber zu Fuß!




Freitag, 22. Juni 2018

Odyssee durch Chicago



Beim Stöbern in meinen alten Tagebüchern bin ich über eine Geschichte gestolpert, die sich so tatsächlich zugetragen hat und kaum überzeichnet ist :-)
Es war in 2001, als wir mit einigen Frauen zunächst in Texas, dann im Bundesstaat Illinois miteinander unterwegs waren...

Frauenpower

Mit 16 Frauen aus Deutschland halten wir uns 4 Tage in und um Chicago auf. Um flexibel zu sein, benutzen wir drei Mini-Vans von der besten Sorte. Die Starbesetzung unseres Autos ist Gretel oder Gabriele als Fahrerin, dazu Regina, Carola und ich. Letztere drei können zwar wunderbare, aber nicht durchzuführende Tipps geben und sind auch im Großen und Ganzen froh, dass sie das Auto nicht zu lenken brauchen. Denn das ist nicht so einfach, wie sich bald herausstellt.
Bereits die ersten Versuche von Gabriele hinterlassen bei den Mitfahrern das Gefühl, dass sie das zum ersten Mal macht. Doch - wie wir später besser wissen - es liegt eindeutig an dieser amerikanischen Luxusausgabe unseres Transportmittels.

Doch kommen wir zu unserer ersten großen Odyssee...
Am Sonntag nach zwei Veranstaltungen in der "Willow Creek Community Church" verabreden wir, uns bis 14.15 Uhr im WCCC aufzuhalten und dann noch gemeinsam eine Mall aufzusuchen, die in Amerika auch sonntags geöffnet hat. Doch bereits um 13.45 Uhr wollen dann die meisten schon aufbrechen. 
Nochmal zurück ins Hotel, sich umziehen, Pipi machen... wie das so ist bei Frauen...

Die anderen beiden Autos haben ihre Teams zusammen und fahren ab. Unsere Starbesetzung muss allerdings erst noch auf Gretel warten. Sie ist in dem riesigen Kongress-Zentrum verschwunden - was ihr gutes Recht ist, denn vor 14.15 Uhr sollte ja kein Aufbruch geschehen. Die halbe Stunde bis 14.15 Uhr versuchen wir, sie dennoch aufzustöbern. Ich renne durch das ganze Kongress-Zentrum einschließlich der "Chapell", einer kleineren Kirche am Ende des großen Gebäudes, doch ohne Erfolg. 
Gretel ist weg. Die WCCC-Mitarbeiter machen langsam Feierabend, es sind nur noch wenige Mitarbeiter da. Die wenigen letzten Besucher sind ebenfalls überschaubar geworden. Einige nehmen noch an Tischen ihren Lunch ein.

Es wird 14.00 Uhr. Gretel ist immer noch weg. Ein freundlicher Mitarbeiter versucht uns zu helfen. Irgendwie verstehen wir ihn schlecht, er hat einen komischen Akzent. Oder wir können nicht gut genug englisch. Vergebliche Mühe also.
Um 14.20 Uhr läuft Carola aus dem Gebäude raus, nachgucken, ob Gretel vielleicht am Auto auf uns wartet. Sie kommen tatsächlich zusammen zurück. Gretel hatte vergeblich versucht zu telefonieren und dann noch ein bisschen die Sonne genossen - mit gutem Gewissen, denn sie hatte verstanden, dass wir uns gegen 14.30 Uhr treffen. Okay, wir gehen zum Auto.

5 Frauen steigen ein.
Gretel startet. Tja, und dann geht nichts. Der Gang lässt sich nicht schalten (Bei Automatik heißt das wohl gar nicht Gang!?) Verschiedene Versuche mit Ein- und Ausschalten führen nicht zum Erfolg.
Es ist mittlerweile 14.45 Uhr. Die anderen sind seit einer Stunde weg. Hoffentlich macht sich niemand Sorgen. Von uns kennt sich niemand mit diesem neuen Automatik-Wagen aus. 
Er hat tausend Funktionen und Knöpfe. Mit vereinten Kräften versuchen wir alles, was in unseren Möglichkeiten liegt, drücken jeden Knopf, entdecken wahre Wunder der Technik: Fenster und Türen öffnen und schließen sich vollautomatisch, Türen verriegeln sich selbsttätig und lassen sich nicht ohne weiteres wieder öffnen, Scheibenwischer vorne und hinten lassen sich auch nicht mehr abstellen, und wenn man dann die Tür doch auf bekommt, ertönen im Auto irgendwelche Warnsignale. Spannend! Es ist wie in einem guten Comicfilm!!

Irgendwann geben wir auf, Gretel findet männliche Hilfe. Ein netter älterer Willow-Mitarbeiter erklärt uns das Prinzip dieser neuen amerikanischen Produktion und ist sehr gnädig mit uns, das heißt, er lacht uns nicht aus (wäre ja auch nicht besonders christlich, oder?)
Er erklärt uns die Besonderheit: Vor dem Anfahren erst die Bremse treten, dann an der Schaltung den "Startgang" einlegen. Okay, jetzt wissen wir es, und es klappt! Praise the Lord!

Um 15 Uhr verlassen wir das Gelände. Aber leider kommen wir an einer uns total unbekannten Stelle heraus. Jede Auto-Insassin hat eine Idee, wo es lang gehen könnte, doch leider nicht die gleiche. Und so kommt, was kommen musste: Wir verfahren uns gründlich. Trotz Lageplan. 
Wir müssen uns durchfragen. Doch da kein Ami zu Fuß geht, sind die Straßen menschenleer. Wir müssen also einen Autofahrer fragen. Doch wie? Die fahren doch alle. Gretel weiß Abhilfe. Als ein Auto aus einer Seitenstraße kommt und vorschriftsmäßig an der Kreuzung hält, weil wir Vorfahrt haben, stellt Gretel unseren Wagen ihm einfach vor die Nase, dass er uns nicht entkommen kann, steigt aus und efragt erfolgreich den Weg. Na, ist das kein Management?

Um 15.30 Uhr sind wir "zu Hause" am Hotel. Frischmachen, weiter geht`s. Die anderen sind natürlich längst weg. Wir müssen dann noch einige Male hin- und herfahren, bis klar ist, wo die Mall eigentlich ist.
Um 16.10 Uhr sind wir da. Und haben bis 18 Uhr Zeit zum Shoppen.
Nachdem Carola die halbe Kinderbekleidungsabteilung für ihre Enkelin aufgekauft hat, treffen wir wieder auf die anderen. Wir verabreden uns mit der Gruppe, um 19.30 Uhr irgendwo eine Kleinigkeit zu trinken. Ich habe aber jetzt Hunger. So holen einige von uns sich die letzten Stücke Pizza, dann werden hier die Bürgersteige hochgeklappt. Na gut, fahren wir.

Bis unsere Frauenpower, speziell unsere Starbesetzung es geschafft hat, alle vollautomatischen Türen zu öffnen und im Auto sitzt, sind die beiden anderen Autos schon wieder weg. Was soll`s. Wir finden den Weg auch alleine!!! Wir wissen jetzt ja Bescheid. Rechts, dann links - oder doch andersrum? 
5 Frauenmeinungen. Stimmen wir also ab. Die Mehrheit scheint recht zu haben. Wir landen tatsächlich irgendwie auf der Higginsroad. Na, da können wir uns ja ganz entspannt zurücklehnen. Jetzt geht es sowieso erstmal nur geradeaus. Wir erzählen und erzählen. Und Gretel fährt und fährt.
-  -  Und fährt. ----
Und plötzlich, nach einer sehr langen Fahrt: "Hört mal, sind wir auf dem Hinweg auch durch die Prärie gefahren?" WAS??? Gretels Frage löst einen Sturm der "Begeisterung" aus. Nein, sind wir nicht. Oder doch? Hurra, Odyssee die Zweite!! Wo sind wir? Und wo wollen wir hin? Keine Ahnung!

Im einzelnen die Diskussionen und Aktionen zu beschreiben, die zu einer Wegfindung geführt haben, ist mir zu mühsam. Darum kurz: Wir müssen umkehren. Und entdecken: Wir sind tatsächlich in der Prärie! Ein Monument am Wegesrand bestätigt es uns: "Prairie-Stone" steht da geschrieben.

Wir finden schließlich unsere Abfahrt, und wir finden unser Hotel. Na bitte, mehr wollen wir doch gar nicht. Wir haben uns nur ein bisschen verspätet. Aber zu unserer Beruhigung stellen wir fest, dass Alexandra mit "ihrem" Auto auch noch durch die Gegend fährt. Sie ist mit ihrer Besatzung auch noch nicht da.

Es wird dann doch noch ein schöner, gemütlicher Abend.
Geht´s uns nicht guuut?


Chicago im September 2001