Bin recht früh wach, auch ziemlich fit und kann nicht mehr
einschlafen. Na, ist ja auch egal. Ich bleibe noch bis ca. 7 Uhr liegen, dann
aufstehen, duschen – das ist schön! Denn es ist richtig warm im Zimmer, weil
ich die Klimaanlage inzwischen ausgemacht habe.
Im Wohn- und Essbereich sitzt bereits Reiner, und Renate
wuselt in der Küche herum. Jetzt gibt’s erst mal Schnellkaffee, Jonas kommt und
bekommt einen Tee. Der Morgen beginnt gemütlich. Bis alle da sind und wir dann
frühstücken, wird es 9 Uhr. Ab 10 Uhr
sind wir bei Tanja im office
verabredet. Die nächsten Stunden zeigt sie uns mehrere PP-Folien, die das
Hosanna-Projekt erklären. Anwesend sind auch Yakouba und drei weitere Männer,
die jeweils mit einigen Zweigen des Projektes zu tun haben, z.B. dem der
medizinischen Hilfe oder dem Argrarprojekt.
Niger ist
das zweitärmste Land der Welt. Die Leute, die hier arbeiten, zeigen ganzen
Einsatz. Dazu kommen die Unruhen in den Ländern rundherum. Niger selbst ist ein
seit eh und je sehr friedliches Land, während in den Nachbarländern immer mal
wieder so richtig der Sturm tobt. Zur Zeit gib es hier einige "rote"
Zonen, in die wir als Weiße nicht gehen sollten, um einer Entführung aus dem
Weg zu gehen. Rebellen und sonstige Leute tummeln sich in den Grenzbereichen,
aber nicht nur. Auch die Hauptstadt bleibt nicht verschont.
Wir kommen gar nicht mit dem Inhalt durch, den Tanja
vorbereitet hat, denn es sind viele Fragen da, und im Prinzip geht es die ganze
Zeit dreisprachig hin und her: Deutsch, französisch, englisch. Tanja ist ein
Phänomen. Sie scheint teilweise gar nicht zu bemerken, in welcher Sprache sie
gerade spricht.
Doch mittags machen wir dann einen cut. Renate hat bereits den abgesprochenen Snack vorbereitet: So
eine Art Thunfischsalat aus Matjes (sehr lecker, aber nicht jedermanns Sache –
zum Glück J )
dann Salat, frische Tomaten vom fliegenden Händler, der gerad vorbeigeschaut
hat, Baguette, Wurst und Käse, Melonen zum Nachtisch, für manche dann doch auch
noch was Süßes aus dem Kühlschrank...
In der Mittagspause holt Renate ihre Kinder von der Schule
ab, ich bin mit von der Partie und lerne gleich ein bisschen vom Ort kennen.
Die Kinder besuchen eine englischsprachige christliche Schule, Levi die
Grundschule und Sarah die Realschule. Die beiden Gebäude liegen etwas
auseinander, gehören orgamäßig aber zusammen.
Danach geht´s zur Radiostation, auf die Yakouba sehr stolz
ist. Vor der Station und auch auf dem Gelände hängen einige Wodaabe (ein Nomadenstamm in Niger) ab, ganze
Familien, die, so erzählt uns Yakouba – hier in der Trockenzeit draußen leben
und froh sind, dass die Hosanna-Leute sie nicht verscheuchen. Einen von ihnen
begrüßt Jonas zu meinem Erstaunen mit einer Umarmung. Er erklärt mir dann, dass
dieser junge Mann bereits in der Gemeinde in Weil der Stadt gewesen ist, und
dass er dort den Bauern bei der Ernte geholfen hat. Der Kontakt ist wohl durch
diese vagabundenähnliche Anbindung an Hosanna entstanden. Tanja hat in diesem
Haus einige Monate gewohnt und kennt wohl besonders diese eine Gruppe der
Wodaabe besonders. Sie sind nicht integrierbar, leben als Nomaden und
verweigern es , in feste Häuser zu ziehn. Renate erzählt mir später etwas
detaillierter von einigen Fehlversuchen ihrerseits in diese Richtung.
Sie holt mich von der Radiostation ab, shoppen fahren. Wir
kaufen eine wunderbare Lammkeule und noch Hack auf Vorrat. Die Fahrt durch die
Stadt ist bemerkenswert. Die Armut der Nigrer wird hier an jeder Ecke deutlich.
Es ist nochmal deutlich ärmer als in Sambia.
Im Moment
machen die Jungs bei 40 Grad Celsius einen Stadtbummel, während ich hier im guesthouse das Abendessen mit vorbereite und dabei von der air condition
gekühlt werde :-) Es gibt heute die Lammkeule (!) mit Süßkartoffeln, Reis und Sauce, Salat.
Der Einkauf
in der Stadt war hochinteressant: es ist alles sehr ärmlich, viel Bettelei,
alle stürzen sich auf einen, weil man weiß ist (und sicher genug Geld hat!) -
ich finde, es ist nur begrenzt mit den anderen Ländern zu vergleichen, wo es
ebenfalls Bettelei gibt.
Hier ist
Armut ein generelles Problem, das Problem aller und nicht nur Einzelner oder
das von Gruppierungen.
Der Tag
klingt sanft aus: Lecker Essen (“Iss noch was!” ist Renates gastfreundliche
Aufforderung, sobald jemand das Besteck beiseite legt), viele Gespräche, auch
zwischen den Zeilen. Renate erzählt mir ihre geistliche Herkunft, ich erzähle
meine Wurzeln.
Tagesabschluss:
Austausch und Gebet mit Yakuba. Um 22.00 Uhr ist der Tag zuende.
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