Wache wieder um 7 Uhr auf. Ich möchte ja heute morgen noch
Roggenbrötchen backen. Also mach ich mich schnell fertig und gehe in die Küche.
Es duftet eigentlich schon die ganze Zeit bis in mein Zimmer. Renate wollte
Muffins backen, sie scheint schon voll in Gange zu sein. Ja, hab mich nicht
getäuscht. Und: Die Roggenbrötchen sind auch schon fertig! Renate hatte meine gestern Abend zurechtgestellte Schüssel entdeckt und das dazugestellte Mehl...
Tanja kommt: Ob wir jetzt los fahren könnten.
Wie, jetzt? Jonas, Sebastian und Daniel schlafen noch,
gefrühstückt hat noch niemand. Sie meint, es müsste jetzt doch losgehen, die
Tour, die zumindest Daniel heute noch vor hätte, wäre sonst nicht zu schaffen.
Im Gegensatz zu sonst bricht nun ein wenig Hektik aus:
Renate und ich stellen schnell das Frühstück bereit, Reiner versucht, die
anderen zu wecken. Daniel ist schnell fertig, Jonas und Sebastian müssen sich
erst mal sortieren.
Ja, und irgendwie finden wir uns dann doch im eher im
afrikanischen Tempo wieder, frühstücken noch ganz gemütlich, bis es dann mit
zwei Autos los geht.
Auf nach Kollo! Zum Bürgermeister gehen diesmal nur Tanja
und Daniel rein. Es geht darum, vielleicht eine Eskorte zur 2. Foodbank zu bekommen. Der Rest unserer
kleinen Gruppe verlustriert sich draußen, schäkert ein wenig mit
einem verschlafenen Chamäleon und gönnt sich im Schatten eine kalte Cola.
Die Sache mit der Eskorte klappt, der Bürgermeister hat es geschafft.
Und so steigen 2 Soldaten hinten auf unseren PickUp.
Auf geht´s nach Moli!
Interessant wird es, als die beiden PickUps plötzlich in ein
Gelände ohne erkennbaren Weg hineinfahren; es geht über Baumwurzeln und
Unebenheiten, plözlich steil bergab und rein in die Büsche. Wir landen vor
einem breiten Fluss. Hier ist normalerweise kein Fluss. Was wir sehen, ist eine der Folge der Überschwemmung.
Zwei kleine Boote, gerade so breit, dass ein Mensch darin
sitzen kann, aber mit mehreren „Bänken“ hintereinander, liegen am Ufer. Moment,
sind das vielleicht unsere Fähren? Ja, Tanja bestätigt es. Na, nu wird’s aber
richtig gut! Schnell taxieren wir, mit wem wir denn in ein Bott steigen würden
und werden...die erste Mannschaft sitzt, Boot voll. Es wackelt, muss erst mal
ausbalanciert werden. Bloß nicht bewegen!
Vor mir sitzt der Fährmann, dann ich, hinter mir auf der
breitesten Bank Tanja neben Jonas, danach hat Daniel einen Platz gefunden, und
ganz hinten sitzt der Ruderer, der mit nur einem Paddel das Boot vorwärts
bewegt.
Hui, hat aber gut Tiefgang, unser Bötchen! Ich fasse mit
meinen Händen an den Bootsrand – muss es mir zu denken geben, dass die
Fingerspitzen sich im Wasser befinden? Daniel zumindest findet das extrem besorgniserregend.
Äh, haben wir heute schon um Bewahrung
gebetet? Nicht wirklich, oder? Sicher ist sicher, und so betet Tanja gerade noch rechtzeitig für eine
gute und bewahrte Überfahrt... Ich überlege inzwischen, was ich mit meinem
kleinen Rucksack, genauer mit meinem Fotoapparat mache, wenn wir gleich im
Wasser landen werden. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, das Ganze
afrikanisch auf dem Kopf zu drapieren?
Doch Tanjas Gebet wird erhört, wir kommen einigermaßen
trocken am anderen Ufer an. Als wir uns umdrehen, hat unser zweites Boot noch
gar nicht abgelegt. Nanu, sie steigen ja wieder aus! Was ist da los?
Wir erfahren erst später, dass das Boot leck war und erst
ein anderes kommen musste, bevor die zweite Mannschaft zusammen mit Sebastian
und Reiner übersetzen konnte.
Wir gehen inzwischen schon mal ins Dorf. Der Dorfälteste
bzw. Häuptling begrüßt die Männer (Tanja und mich würdigt er keines Blickes)
Tanja erklärt mir, dass man hier als Frau nie einem Mann die Hand
entgegenstrecken dürfe, um ihn zu begrüßen, sondern dass man warten müsste, bis
er der Frau die Hand entgegenstreckt. Nun gut, ich MUSS nicht zwangsläufig
jedem die Hand geben, soll eh nicht besonders hygienisch sein J
Wir durchwandern das Dorf Moli ein Stückchen, bis wir zur foodbank kommen, einem Hirsespeicher, in
den derzeit alle Hirse eingelagert wird, die aufgekauft werden kann. Der
Hirsepreis ist im Moment höher als normal wegen der Flutkatastrophe und der
dadurch bedingten schlechten Ernte. Dennoch sorgen die Dorfbewohner vor. Der
Speicher ist über Alpensolar initiert. Die Dorfbewohner zeigen uns, wie sie die
Säcke befüllen, um sie dann einzulagern.
Inzwischen haben sich immer mehr Menschen zusammen gefunden,
um diesem Schauspiel beizuwohnen und sicher auch in erster Lienie die
interessanten Weißen zu besichtigen.
Immer mit dabei unsere zwei uns eskortierenden Soldaten. Jonas versucht sich in die Büsche zu schlagen und das Dorf ein bisschen auf eigene Faust zu besichtigen. Sofort hat er einen soldier an seiner Seite, der für seine Sicherheit sorgt. Ich glaube, so was ist ihm auch noch nicht passiert!
Da wir ja so gut wie alle kein ordentliches Französisch
können, sind wir immer wieder auf Tanjas Übersetzungen angewiesen. Zwei nette
Begegnungen gibt es dann aber doch, in denen wir eigeninitiativ werden können:
Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Rücken, die Hirse stampft, kann
englisch.
Sie erzählt uns, dass sie vier Kinder hat und ihr Mann zur
Arbeit ist; kurz darauf taucht er allerdings auf, so dass sie ganz stolz
verkünden kann: Das ist er!
Eine ebenfalls sehr nette Begegnung hat Jonas mit einem
Mann, der englisch kann. Der zeigt ihm einfach auf eigene Faust ein paar Dinge im Dorf und erzählt. Und schließlich stellen sie einander noch ihre Mütter vor - der gute Kontakt ist perfekt!
Als Abschluss unseres Besuches in Moli gibt es eine
Generalkonferenz mitten auf einem Platz, glücklicherweise im Schatten. Jetzt
geht’s hier dreisprachig ab: Daniel fragt in deutsch, Tanja übersetzt französisch, ein weiterer Mann in die Stammessprache vor Ort. Möchte nicht
wissen, welche Inhalte da überhaupt noch ankommen!
Rundherum steht eine Menge von Kindern. Eine größere Gruppe
von Frauen hat sich ebenfalls dazu gesellt, sie sitzen auf der Erde etwas
abseits, schräg hinter den Männern. Wir dürfen auf Stühlen sitzen.
Fragen nach dem Hirsepreis u.ä. werden durchgeredet, und zum
Schluss geht man auseinander mit dem guten Gefühl, einander Nettes gesagt zu haben und sich gut
zu verstehen. Das halbe Dorf begleitet uns dann noch zu den Kanus, denn nun
geht es auf dem gleichen Weg über den Fluss wieder zurück.
Da es schon einmal geklappt hat, haben wir jetzt keine
Sorge, dass es auch diesmal wieder klappen wird.
Daniel und Tanja fahren mit ihrer Leibwache weiter, für uns
beginnt die Rückfahrt.
Im guesthouse kleiner
Snack, kurzer Relax – und dann brechen Sebastian, Jonas, Renate und ich
Richtung Markt auf. Renate führt uns zuerst zu einem craftsmarket, wo man neben den Waren auch ihre Herstellung sehen
kann – ein interessantes Konzept.
Doch weil wir noch nicht alles gefunden haben, was wir
suchen, fahren wir weiter. Das Stadion von Niamey wird sichtbar! "Angucken,
angucken!" Renate sieht darin kein Problem, und so landen wir dann im Stadion.
Dort trainieren zwei Mannschaften. Ein dummer Satz von Jonas oder Sebastian
bringen Renate dazu, mal nachzufragen, ob es möglich wäre, mit den
Fußballspielern zusammen ein Foto zu machen. Ja, klar, geht! Alle haben Spaß,
als sie sich Foto-bereit aufstellen und inklusive Jonas und Sebastian ein Foto
geschossen wird. Später versuchen Jonas und Sebastian, Reiner weiszumachen, dass wir im Stadtion von Niamey die Nationalmannschaft beim Training angetroffen haben und dass diese bereit war, sich für ein Foto mit ihnen zu präsentieren... Und das Beweisfoto hätten wir gleich mit dabei!
Renate fährt uns noch zu einem zweiten Markt, der mehr das
Allgemeinkaufgefühl bedient. Dort wird Jonas fündig und handelseinig, denn
Handeln gehört zum Geschäft.
Der Abend mit dem gemeinsamen Essen und anschließenden
Abhängen mit den mitgebrachten Unterhaltungsmedien (es applet doch sehr im Raum!) ist relaxt und ruhig und
verbindet alle mit dem guten Gefühl, hier im
guesthouse von HIS in bisschen zu Hause zu sein.
Danke, Renate und Yakouba!
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