Dienstag, 9. August 2016

Ekkeharts Bericht zu unserer Reise

IRAN - ein Land, das uns aus unterschiedlichen Gründen in den Fokus geraten ist. Persönlich: Da sind die zahlreichen Freunde aus dem Iran, die wir im Laufe etwa des letzten Jahres kennen gelernt haben. 
Da ist das soooo bemerkenswerte Phänomen, dass viele Iraner zum Glauben an Jesus finden und sich taufen lassen. 
Und, wer hätte das jemals gedacht, wer den Iran besucht, schnuppert Erweckungsluft: Die Website operationworld.org listet die Länder auf, in denen die Christenheit aktuell am schnellsten wächst (alle dafür notwendigen Faktoren in Relation gesetzt) - und siehe da, sie kommen zu dem Ergebnis, global an erster(!!) Stelle steht der Iran, mit 19,6 % Wachstum jährlich!
Und das Land ist natürlich im Fokus wegen seiner eminenten politischen Bedeutung: islamische Republik, Atomverhandlungen, radikale Gegnerschaft, ja Feindschaft zu Israel - all das prägt ein Bild in unseren Köpfen.
So ernten wir von vielen Seiten ungläubiges Staunen und zum Teil auch Unverständnis, warum wir denn ausgerechnet in den Iran reisen wollen.
In der Tat: Der Iran ist eines der zwiespältigsten Länder, welches wir erlebt haben.
Auf der einen Seite ein Land, in dem an vielen Stellen Menschenrechte, Religionsfreiheit etc. mit Füßen getreten werden.
Laut dem jüngsten Bericht des Sonderbeauftragten für Menschenrechte im Iran bei den Vereinten Nationen, Ahmed Shaheed, wurden 2015 im Iran mindestens 966 Menschen exekutiert. Weltweit werden im Iran, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Todesurteile vollstreckt, rund 70 Prozent davon wegen Drogendelikten. Die Todesurteile werden wegen Delikten wie Mord, Vergewaltigung, Drogenhandel oder der Gefährdung der nationalen Sicherheit gefällt - darunter fällt auch der Tatbestand der "Feindschaft gegen Gott". Der Christenbverfolgungsindex von Open Doors listet den Iran auf Platz 9.
Als Tourist in diesem Land erlebt man aber eine ganz andere Seite, die uns zutiefst beeindruckt hat: Eine unglaublich aufgeschlossene, extrem gastfreundliche, nachfragende und an den "Fremden" interessierte Bevölkerung, wie wir es noch in keinem Land erlebt haben, das wir bereist haben. "Welcome to Iran! Welcome to my country." Diese Sätze haben wir ständig gehört. Kaum übertrieben: Wenn wir alle Einladungen in Privathäuser angenommen hätten (zum essen, aber auch zum Übernachten), wir hätten jeden Tag bei einer anderen Familie zu Hause gesessen.
Glaubensgespräche ergaben sich schnell und unkompliziert und schlossen sich in der Regel an die Frage an, was ich denn beruflich mache ....
Wie wird sich dieses Land verändern, wenn immer mehr Iraner Christen werden? Wie lange wird die aktuelle politische Elite einer sehr jungen Gesamtbevölkerung noch eine islamische Gesetzgebung aufdrücken können?
Wie lange wird ein Land, dass Religionsfreiheit in der Verfassung garantiert und diese bis hinein in die Teilhabe im Parlament zusichert (für einen muslimisch geprägten Staat eine erstaunliche offizielleToleranz), es sich noch leisten können, diese gesetzlich zugesagte Freiheit insbesondere bei der Konversion von Muslimen zum christlichen Glauben mit Füßen zu treten? Wie lange kann ein Land, in dem bis heute eine, wenn auch sehr kleine jüdische Minderheit lebt, es sich noch leisten, dass einige seiner höchsten Repräsentanten die Vernichtung Israels fordern?
Nur wenige Reisen in den letzten Jahren haben uns in vielerlei Hinsicht so beeindruckt, wie die knapp drei Wochen Iran, die gerade hinter uns liegen. Wenn ihr möchtet, eine kurze Bilderreise in Auszügen durch ein faszinierendes, zerissenes, widersprüchliches, gastfreundliches Land mit vielen, vielen wunderbaren Menschen.

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