Mittwoch, 6. Dezember 2017

Das haben meine Eltern gut gemacht...

Vor kurzem ist mir ein kleines Heft in die Hände gefallen, das vor Jahren in unserer Gemeinde zusammen gestellt wurde. Dort schrieben Menschen Erinnerungen an ihre Eltern auf, und zwar speziell unter dem Titel: "Das haben meine Eltern gut gemacht!"
Auch von mir war ein Artikel abgedruckt. Hier ist er:


Wir sind drei Geschwister. Ich bin die Älteste und habe noch zwei Brüder.
Heute bin ich mir ziemlich sicher und sehr dankbar dafür, dass meine Eltern in mir den Grund meiner Liebe zu Jesus gelegt haben und auch die Tatsche, dass ich - schon immer - total gerne Gemeindearbeit gemacht habe. Vieles durfte ich bei ihnen abgucken. Meine Eltern waren sehr engagierte Christen. Besonders bei meinem Vater hatte ich starken Eindruck, dass er sich in der Gemeinde sehr wohl fühlte und dort förmlich aufblühte. Er war sicher eher das, was man einen stillen Mann nennt, doch ich konnte bei ihm beobachten, dass er alles, was mit Gemeinde zu tun hatte, immer sehr, sehr gerne tat. Er hat nie gestöhnt, meine Mutter aber manchmal schon. Ich habe mich aber, glaube ich, mehr an meinem Vater orientiert. Jedenfalls bekam ich schon sehr früh den Eindruck, dass das schönste und Erfüllendste, das einem passieren kann, im Einsatz und Leben für Jesus besteht. Völlig begeistert war ich, als ich bereits mit dreizehn Jahren eine kleine Kindergruppe leiten, an den wöchentlichen Bibelabende teilnehmen und bereits mit den Erwachsenen im Chor mitsingen durfte. Meine Eltern sagten nie, dass das für mich abends doch viel zu spät sei und ich an meine Schule denken müsste oder ähnliches. Sie ließen mich spüren, dass sie sich darüber freuten, wie sehr ich mich einbrachte und mitmachen wollte. Druck und Zwang von ihnen habe ich nie empfunden, dafür aber immer den Wunsch, uns Kindern Jesus lieb zu machen. 
Als Kind habe ich auch nie mit bekommen, ob sie in der Gemeinde Stress mit Leuten hatten. Das haben sie nicht vor uns ausgetragen. Allerdings als wir dann älter wurden und damit auch Mitarbeiter waren, wurde zu Hause dann doch so manches durchdiskutiert, was es auch an Schwierigkeiten gab. Aber das hat zumindest mir eher gut getan, weil ich dadurch immer auch Ansprechpartner für meine Fragen hatte. Es wurde immer viel geredet bei uns, Dinge durchdiskutiert, jeder wurde gehört und durfte seine Meinung sagen. Auch unsere Freunde genossen es, mit uns zusammen mit unseren Eltern zusammen zu sitzen und zu diskutieren. Nicht jeder kannte das aus seinem Elternhaus, dass so offen mit allen Fragen des Lebens umgegangen wurde.
Vieles habe ich damals noch nicht gefragt. Heute wüsste ich gerne manches, was mir erst heute auffällt. Doch da beide schon über 25 Jahre nicht mehr leben, konnte ich viele meiner Fragen nicht mehr los werden. 
Doch ich bin ihnen dankbar für die Zeit, in der sie mir vorgelebt haben, was es bedeuten kann, ein Leben mit Gott zu führen, seinen Alltag nach dem zu richten, was die Bibel überliefert - sicher auch mit allen menschlichen Lücken, die auch meine Eltern hatten. Doch sie waren echt, authentisch und immer bereit zu reden. 
DANKE!

Donnerstag, 23. November 2017

Wer redet da?



Sie hatten die 70 weit überschritten. Asthmatisch keuchend schwankten sie in das überfüllte Großraumabteil, den schweren Koffer hinter sich her schleifend. Der Mann mit seiner ca. 1,80 Meter großen Statur hatte zusätzlich an starkem Übergewicht zu tragen. Sie (seine Frau?), ebenfalls mit einigen Pfunden zu viel und deshalb bewegungseingeschränkt, verbreitete eine nervöse Hektik: "Wo sitzen wir? -- 43 und 45 – (sie schaut auf ihre Platzkarten) - wo ist das? Schnell, beeil dich, gleich fährt der Zug wieder an!" Ihre gesamte fahrige Körpersprache drückte leichte Panik aus. Da die beiden nicht sofort den Überblick hatten, behinderten sie mit ihren Körpern und dem Gepäck gleich mehrere Fahrgäste auf einmal.

Endlich! Platz 43 und 45 waren gesichtet, wurden angesteuert - und keuchend und schwitzend eingenommen, inklusive einer aufwendigen Verstauaktion einer überdimensionalen Plastiktüte in der Gepäckablage. Für den Koffer war dort oben kein Platz mehr. Im Übrigen erschien er viel zu schwer, als dass irgendjemand sich an ihm versuchen wollte. So saß man erstmal. 
Die anderen Fahrgäste, die dieses Szenario genauso gespannt wie ich verfolgt hatten, entspannten ihre Gesichter und lehnten sich wieder gemütlich in ihren Sitzgelegenheiten zurück mit dem Gefühl der Sicherheit, dass der Stress nun ein Ende hatte. 

-- 30 Sekunden -- nein 60 Sekunden vergingen. Da erhob sich der Schwergewichtige erneut stöhnend von seinem Platz (der Sitz war für ihn etwas zu eng), entledigte sich seiner Jacke (ihm war heiß) und hatte gleich darauf einer geflüsterten Anweisung seiner Gattin zu folgen, da er sowieso gerade stand: "Die Tüte! Die Tüte!" Ach ja, die überladene Plastiktüte. Gerade vor zwei Minuten verstaut wurde sie nun wieder aus dem Gepäckhalter gehievt. Sie landete bei der Frau auf dem Schoß. Nach gründlicher Inspektion des Inhaltes kam ein größeres Vesper-Paket zum Vorschein, gefolgt von einer Zeitung und zwei Getränkedosen. 
Dann: Tüte wieder verschließen, erneut auf den Gepäckhalter zurück stemmen, endlich schnaufend seinen Platz einnehmen -- der Mann saß wieder. In der folgenden Aktion wurde knisternd das Vesper-Paket geöffnet, der Inhalt gerecht geteilt und zeitungslesend eingenommen. Uff, endlich Ruhe!

Ein friedliches Bild: 
Zwei Menschen, deren Miteinander sich über viele, viele Jahre eingespielt zu haben scheint, deren nonverbale Sprache deutlicher ist als viele Worte es sagen könnten, sitzen nun nichtsahnend in meinem Blickfeld. Ich kann meine Augen nicht von ihnen lösen. Und wieder einmal frage ich mich, wie es wohl sein mag, miteinander alt zu werden: 
Da stimmt jeder Handgriff, die Fronten sind abgesteckt, die Macken des anderen weitgehend toleriert. Jetzt sitzt man gemeinsam im Zug Richtung Süden. Vielleicht winkt ein Besuch bei den Kindern und Enkelkindern, vielleicht aber auch eine schöne Zeit zu Zweit in den Alpen -- als Beobachter weiß ich es nicht. Jetzt, wo sie endlich sitzen, hat das Leben wieder eine gewisse Ordnung, die Unsicherheiten der letzten halben Stunde sind erst mal ausgestanden. Nun scheint es gut zu sein. Oder?

Wir erreichen Koblenz. Ein kurzer Aufenthalt. Der Zug steht. Der Mann erhebt sich. Was ist jetzt wieder? Ach so, er will rauchen. Die paar Minuten Aufenthalt lassen sicher eine kurze Zigarette auf dem Bahnsteig zu. So verschwindet er eine Zeitlang. Sie, seine Frau, ergreift inzwischen die Gelegenheit beim Schopfe, um Kontakt mit einer Gleichaltrigen zu knüpfen. 
Der Bahnservice bringt Kaffee. Die horrenden Preise scheinen die beiden Damen nicht abzuschrecken. Jede einen Kaffee, bitte. Ja, danke. "Zum Kaffee muss ich immer eine Kleinigkeit dazu essen. Darf ich Ihnen auch etwas anbieten?" (Hatte sie nicht gerade ...?) Die Sitznachbarin ist nicht abgeneigt: "Ach, doppelt geröstete Brotchips mit Paprika-Geschmack! Wie lecker!" -  "Ja, greifen Sie ruhig zu, lassen Sie sich nicht bitten!" 
Die rheinische Frohnatur ist in ihrem Element. Ganz Gastgeberin, ganz großzügig. 
Süß, denke ich. Die beiden Frauen sind in diesem Großraumabteil die einzigen, die einige kommunikative Annäherungen wagen. Jeder bekommt es mit, denn ansonsten herrscht hier Schweigen, manchmal unterbrochen vom Geräusch des Umblätterns verschiedener Zeitschriften oder dem Piepton einer SMS oder WhatsApp auf ein Handy. 

Ich bin gespannt: Wie geht's weiter? Welche Themen gibt es noch? Ach ja: "Wunderbares Reisewetter. Finden Sie nicht auch? Nicht zu heiß, aber auch kein Regen, sodass man was von der Landschaft sieht ..." und so plaudert man fröhlich und ungezwungen daher.

'Was wären wir Menschen ohne Kommunikation?', denke ich. Wie still, wie einsam wäre der Mensch ohne einen Ansprechpartner. Doch nicht jeder nutzt die Gelegenheiten. Schweigend sitzen wir ganze Strecken unseres Lebens nebeneinander, lernen uns weder richtig kennen noch schätzen. Denn nur die Ansprache an den anderen, das Miteinanderreden schließt uns einander auf.

Das, was wir Menschen untereinander schon nicht geregelt bekommen, läuft auf der Beziehungsebene mit Gott, unserem Vater, oft noch viel schweigsamer ab. Unsere Sprachlosigkeit macht uns beziehungsunfähig. Oder ist es umgekehrt? Macht uns unsere Beziehungsunfähigkeit sprachlos? Wie dem auch sei - wir müssen an einer Stelle beginnen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. 
Lernen wir wieder das ungezwungene Mitteilen, Reden mit unserem Vater im Himmel: "Vater Gott, ist das Wetter nicht schön? Ich freue mich über die Sonne, über die Landschaft, die sanft an mir vorbeigleitet. Das Wasser, der Rhein neben den Bahngleisen sind für mich ein wunderschönes Bild des Friedens. Leichter Nebel liegt auf dem Wasser. Er signalisiert hohe Luftfeuchtigkeit. Rechts in den Hängen stehen kleine, hübsche Häuser, Waldstücke ... Siehst du es auch, Vater?"
Ich kann die Antwort "hören": "Mein liebes Kind, ich sehe dich und bin so froh, dass du deine Gedanken mit mir teilst. Darauf muss ich oft viel zu lange warten. Aber ich warte."

Ich möchte lernen, viel mehr meine Gedanken mitzuteilen, meinem Vater im Himmel, aber auch meinen Nächsten. Was für eine Veränderung könnte geschehen, nicht zuletzt an mir selbst.
"Danke, Vater, dass ich heute morgen völlig von dir und deiner Liebe überrascht worden bin. Du hast -- so sehe ich es -- diese beiden Menschen in dieses Abteil geschickt, um meine Gedanken auf dich zu lenken und zu mir reden zu können. Danke für deinen Humor! Und für das Hören deiner Stimme."

Liebling, auch wir werden älter...




„Man ist so jung, wie man sich fühlt“, sagt der Volksmund. Da ist sicher etwas dran. Doch wenn ich in die Bibel sehe, dann wird mir deutlich, dass Gott dem Menschen bestimmte Lebensphasen zugedacht hat. Da gibt es einfach Unterschiede. Und das ist gut so. Dennoch ist es manchmal nötig, dass wir uns neu mit unserer jeweiligen Lebensphase, in der wir gerade stehen, auseinandersetzen.
„Der Mensch charakterisiert sich immer neu. Seine körperlich-seelischen Zustände wechseln beständig“, schreibt Romana Guardini in seinem Buch „Die Lebensalter“.

Wir wissen, dass wir im Laufe unseres Lebens verschiedene Phasen durchlaufen, die wir mehr oder weniger gut meistern. Wir haben die Erfahrung von Krisen gemacht, haben gelernt, mit Situationsänderungen umzugehen - oder auch nicht. Je nachdem, ob wir in der Lage sind, unsere Lebensphasen in ihrer Unterschiedlichkeit anzunehmen oder nicht, werden wir zu reifen, weisen Menschen oder zu verbitterten Alten.

Die Lebensphasen
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Charakter, der so stark betont werden kann, dass es unter Umständen für den Menschen schwer wird, aus ihr in die nächste Phase überzuwechseln. Wir sehen das an infantilen Erwachsenen, die nicht erwachsen werden wollen genauso wie an Greisen, die sich im Outfit eines Teenies präsentieren und damit demonstrieren, dass sie nicht 80, sondern 20 Jahre alt sein möchten. Auch den umgekehrten Weg kennen wir: Da wird bereits ein Kind derart in die Erwachsenenwelt hineingeordnet, dass es gar keine Chance hat, sich seinem Wesen nach zu entfalten, Kind zu sein (z.B. in Zeiten der wirtschaftlichen Not, in denen auch Kinder arbeiten müssen).

Neben diesen Extremen kennen wohl die meisten von uns das kleine Erschrecken: „Ich werde älter! Ich muss mit meinen Kräften haushalten, kann nicht mehr so wie früher. Man braucht mich nicht mehr so sehr. Die Kinder sind erwachsen. Was wird aus mir? Im Beruf werden die Jüngeren vorgezogen. Kraft und Durchhaltevermögen ist gefragt. Nur nicht schlappmachen, sonst bin ich out!“

Was hat es eigentlich mit unseren unterschiedlichen Lebensphasen auf sich? Und was sagt die Bibel dazu? Wie lernen wir, mit der neuen Lebensphase umzugehen, in die wir vielleicht gerade gewechselt sind?
Mit Hilfe des Buches von Romano Guardini „Die Lebensalter“ beschreibe ich im Folgenden die verschiedenen Phasen des menschlichen Lebens:

Unser Leben beginnt bereits im Mutterleib. Gott formt und sieht den Menschen und hat bereits eine Beziehung zu ihm. Psalm 139 macht uns das sehr schön deutlich.
(Verse 13 u. 16).

Die Kindheit beginnt mit der Geburt und reicht bis ca. 12 Jahre.
Jesus selbst misst den Kindern ein großes Gewicht zu. Sie werden dem Glaubenden als Vorbild hingestellt („Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...“) und er segnet sie im Beisein Erwachsener, die das als Störung empfinden. Kinder im Reich Gottes sind wertvoll, Gott braucht Kinder für sein Lob (Ps. 8, 4).

Die Jahre 12 bis 15 sind die Phase der Pupertät, der Reifung. Diese Phase wird vielfach als Krise empfunden, da körperlich und seelisch ein großer Umschwung stattfindet.

Das Alter 15-28 Jahre wird als Phase des Jungen Menschen bezeichnet. In dieser Zeit scheint dem Menschen die ganze Welt offenzustehen. Er hat das Gefühl, seine Kraft sei unbegrenzt, er werde Großes leisten, es komme nur auf die richtige Gesinnung an, dann würde sich schon alles ändern. Diesem positiven Grundcharakter steht der Mangel an Erfahrung gegenüber. Dadurch neigt der junge Mensch zu Kurzschlusshandlungen und -urteilen. Jetzt werden Lebenswerte festgelegt, dem Leben wird eine Richtung gegeben.
Der Prediger (Bibel) fordert den jungen Menschen auf: „Du, junger Mensch, genieße deine Jugend und freu dich in der Blüte deines Lebens! Tu, was dein Herz dir sagt und was deinen Augen gefällt!“, hat aber auch die Warnung parat: „Aber sei dir bewusst, dass Gott dich für alles zur Rechenschaft ziehen wird!“ (Pred. 11, 4) Und Prediger 12, 1: „Denk schon als junger Mensch an deinen Schöpfer, bevor die beschwerlichen Tage kommen...“Das ist eine Aufforderung zum bewussten Leben, seine Zeit nicht zu vertun, sondern dem Leben eine Richtung zu geben.

Zwischen 28 u.31 Jahren stößt der Mensch dann vermehrt an Grenzen, erlebt bewußt einen Konflikt zwischen dem, was er sich wünscht und glaubt, dass es sich auch erfüllt, und dem, was sich in der Realität zeigt. So einfach, wie man gedacht hat, lassen sich die Dinge nicht ändern. Dieselbe Erfahrung macht man in dieser Zeit oft auch in Bezug auf sich selbst: Das Richtige zu wissen bedeutet noch lange nicht, das Richtige zu tun. Das Gefühl des Versagens kann in dieser Zeit besonders stark sein. Bei vielen von uns fällt in diese Zeit die Erfahrung des Elternwerdens. Dadurch hat man oft das Gefühl, über sich selbst hinauswachsen zu müssen, um alles zu schaffen.

Diese Krise zwingt förmlich zu einem großen Schritt voran in die Mündigkeit des Menschen (31- 45J.). Dabei ist nicht die juristische Mündigkeit gemeint, sondern die Entdeckung des Menschen, was es heißt, stehen zu können, Charakter zu haben. Zuverlässigkeit, Stehen zu seinem Wort, Treue gegenüber dem, der Vertrauen in uns setzt, das unbeirrbare Gefühl dafür, was Recht und Unrecht ist bekommen jetzt eine Bedeutung. Neues wird geschaffen auf dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen. Diese Lebensphase erleben viele als sehr kreativ und produktiv. Wir haben genügend Kraft, um den Anforderungen gerecht zu werden. Wir wissen weitgehend, was wir wollen und erleben Akzeptanz in Gesellschaft und Gemeinde/Kirche. Wir merken, dass unsere Meinung und unsere Fähigkeiten gefragt sind. Es ist die Phase der vollen Kraft. Jetzt ist der Mensch am meisten bereit, Lasten auf sich zu nehmen, sich viel Arbeit zuzumuten, Kraft und Zeit zu investieren, ohne zu sparen.

Doch wieder folgt eine Art Krise. Ab etwa 45 J. merkt der Mensch immer mehr die Grenzen seiner Kraft. Er scheint nicht mehr der Jüngste zu sein und erfährt, dass es auch ein Zuviel geben kann. Es stellt sich die Erfahrung der Arbeitsmüdigkeit ein. Die Illusionen vergehen, das Leben bekommt den Charakter des Bekannten. Der Mensch stellt ernüchtert fest, dass das Leben manches nicht gehalten hat, was es versprochen hat. Wohl dem, der gelernt hat, unter dem Schutz und den tragenden Händen Gottes zu leben. In dieser Phase wird der Mensch besonders das Wissen um Gottes Tragkraft brauchen. Denn die Kinder sind nun erwachsen geworden, sie „brauchen“ uns nicht mehr. Vielleicht werden wir Großeltern, ein Generationswechsel findet statt. Wer diese Krise nicht positiv durchlebt und zur Reife findet, wird bitter. Menschen, die der verlorenen Jugend hinterher trauern, die sich betrogen fühlen, weil ihre Spannkraft nachgelassen hat und ihnen oft der Elan fehlt, legen den Grundstein für ein Altwerden in Verbitterung und geheimen Zorn auf alles, was jung und kraftvoll ist.

Dagegen steht der reife Mensch (50 - 63 J.). Wer zur Reife gefunden hat, auf den kann sich das Dasein verlassen. Reife Menschen, die ihr Leben von Gott her bestimmen lassen, sind die Väter und Mütter im Glauben, die die junge Gemeinde braucht. Ein reifer Mensch ist in der Lage, aus einer guten Art der Überlegenheit Gewähr zu geben. Er ist viel eher in der Lage zu verzeihen als der jüngere Mensch, denn er hat bereits den nötigen Abstand zu den Dingen.

Die Krise, die nach ca. 63 J. einsetzt, nennt R. Guardini den Vorgang der Loslösung. Eine neue Erfahrung setzt ein, nämlich das Bewusstwerden des Endes.
Durch das Gefühl der eigenen Grenzen an Kraft und Durchhaltevermögen wird die Tatsache den Endes mehr bewußt als je zuvor. Das Leben scheint immer schneller zu gehen.  In dieser Lebenskrise entsteht vielfach der alte Mensch im schlimmen Sinne, d.h. der Mensch, der nicht altern will. Die Folgeerscheinungen sind Geltungssucht, Tyrannisierung der Umgebung, seniler Eigensinn.

Die positive Entwicklung besteht in der Annahme des Alterns. Dazu gehört z.B. Die Überwindung
  • des Neides gegen die Jungen,
  • die Vorbehalte gegen das Neue,
  • die Schadenfreude über Mängel und das Mißlingen der Geschehnisse um den Menschen herum (das Jüngere zu erantworten haben.)
Wenn das geschieht, dann entsteht das Lebensbild des weisen Menschen (67 - 80 J. u.älter). Das ist der Mensch, der um das Ende weiß und es annimmt. Dadurch kommt in seine Haltung etwas Ruhiges, Überlegeneres. Der weise Mensch hat die Unterscheidung von Wichtig und Unwichtig. Er packt nicht mehr an, sondern er „strahlt aus“. Er macht den Sinn deutlich, im gleichen Maße, wie seine Kraft nachläßt.

Die Werte des Alterns fehlen heute fast völlig in unserem Lebensbild. Die Weisheit in ihren verschiedenen Formen, das Achten und Wertschätzen der alt gewordenen Person haben keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft. Was Kraft hat, das zählt.
Das hat auch zur Folge, dass echte Kindheit nicht mehr anerkannt wird. Das Kind soll möglichst schnell erwachsen werden, um Wert für die Gesellschaft zu haben.

Fazit
Die Tatsache, dass es so viele Menschen gibt, die mit ihren unterschiedlichen Lebensphasen nicht zurecht kommen, liegt nicht zuletzt an den verschobenen Werten unserer Umwelt. Gott hat sich das ganz anders vorgestellt. Für ihn ist der Mensch in jeder Phase von hoher Bedeutung. Er hat uns einander zugeordnet, damit wir diese Bedeutung erkennen. Zum einen wird es für jeden von uns wichtig sein, die eigene Lebensphase zu akzeptieren, zum anderen aber auch um die Lebensphase wissen, in der die Menschen sich befinden, mit denen wir zusammenleben. Wir sollten bereit sein, ihre Chancen und Möglichkeiten anzuerkennen. Gott ist es wichtig, dass wir wachsen und nicht stehenbleiben, sondern sozusagen im Gehen lernen, ohne Vergangenem hinterher zu trauern. Doch auch zu große Schritte sind unangemessen.
Die Frage für jeden von uns sollte sein: Wie durchlebe ich meine derzeitige Lebensphase so, dass ich dabei ein für Gott und meinen Nächsten wertvoller Hinweis bin auf Sinn, Gestaltung und Ziel des menschlichen Lebens?

Wir sollten jede Phase akzeptieren und auskosten, nicht vertun, sondern sie mit unserer Person ganz ausfüllen, so dass wir irgendwann mit Hiob 42, 17 sagen können: Schließlich starb er in hohem Alter nach einem reichen und erfüllten Leben.


Freitag, 17. November 2017

Brief an meinen Vater

Ich habe etwas gefunden: Einen Brief an meinen Vater, den ich bereits vor 12 Jahren geschrieben habe und in meinen Unterlagen hatte. Ich habe ihn noch einmal gelesen - und würde immer noch jeden Satz unterschreiben, den ich damals geschrieben habe.
Deshalb veröffentliche ich diesen Brief an dieser Stelle. Ich habe lediglich die Jahreszahl verändert - denn mittlerweile ist der Tod meines Vaters über 25 Jahre her!

  


Lieber Vati,
ich möchte dir gerne "Danke" sagen. Du würdest mich sicher fragen, wofür. Wenn du noch da wärest. Doch Gott hat dich bereits vor mehr als 25 Jahren zu sich genommen. Du warst nach menschlichem Ermessen viel zu jung für diesen Abschied für immer. Und ich damals zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mich irgendwo mitten im Alltag bei dir zu bedanken.

Wofür ich dir danken möchte?
Da war dein Glaube, diese tiefe Verbundenheit zu Gott, die Freundschaft zu Jesus. Du hast diese dir über alles wichtige Beziehung authentisch gelebt und warst mir darin ein Vorbild. Nicht nur Worte machten das deutlich, sondern deine ganze Haltung, dein Leben, mit dem du hinter dem gestanden hast, was du sagtest, wie du gehandelt hast. Das hat auf mich nie künstlich gewirkt, sondern sehr echt. Danke.
Dazu kam deine liebevolle Art, mit mir als "deinem kleinen Mädchen" umzugehen; ich spüre fast noch deine Hände, die mir über die Haare strichen und höre dein zärtliches, etwas langgezogenes und un-eiliges "Binlein..!"
Deine Großzügigkeit: Ich erinnere mich an mein erstes Schmuckstück, das ich von dir bekam. Nun war ich "groß". (Später erfuhr ich, dass es fürchterlich teuer gewesen ist. Aber ich hatte diesen Ring unbedingt haben wollen...) Als ich älter wurde, habe ich oft sehr genau überlegt, ob ich dich um etwas Materielles bitte, denn ich wusste, dass du versuchen wirst, alles möglich zu machen, auch wenn es dir finanziell schwer fällt.
Ich wusste, dass ich jederzeit mit allem, was mich betraf an Sorgen oder Freuden, zu dir kommen konnte. Du hast immer zugehört, auch wenn du eigentlich keine Zeit hattest. Manchmal sah ich, wie du gewartet hast, dass ich komme. Du hast dann in deinem Seesel gesessen und zu mir herüber geschaut, als wolltest du sagen: „Ist irgendwas? Dann komm doch einfach!“ Ich habe diese Chance viel zu selten genutzt. Ich glaube, mir waren meist deine Erklärungen zu lang. Ich war viel zu ungeduldig.
Die Art und Weise, wie du unsere Mutter geliebt hast, hat mir für meine spätere Partnerschaft sehr viel bedeutet. Ich sah deine Achtung vor der Weiblichkeit deiner Frau und später auch vor der meinen. Das hat mein Bild von mir als Frau, meine Identität, nachhaltig geprägt. Ich konnte spüren, dass du die Ehe als etwas dir von Gott Anvertrautes erlebtest. Du hast es verstanden, Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten, die ihr (das nehme ich einfach mal an) auch miteinander hattet, nicht vor uns Kindern auszutragen. Ihr habt die Dinge irgendwie allein wieder in Ordnung gebracht, ohne uns damit zu belasten und zu überfordern. Danke!

Deine Familie war dir zu jeder Zeit wichtig. Das glaube ich auch von der Zeit zu erinnern, in der du beruflich überbeansprucht gewesen bist. Du hattest zeitweise zwei Jobs, weil das Geld nicht reichte. Und doch hast du, anstatt deine wohlverdiente Ruhe einzufordern, dich nach Arbeitsschluss auch noch uns Kindern gewidmet. Manchmal bist du dann mitten im Gesellschaftsspiel eingeschlafen...
Du warst es, der uns jeden Morgen (bis zum Abitur) das Frühstück zurecht machte, weil Mutti kein Frühaufsteher war. Danke!
Ein Powermann bist du nie gewesen. Heute, aus dem Abstand, denke ich manchmal, dass du oft überfordert gewesen sein musst. Denn du hast nicht nur in der Familie und im Beruf alles gegeben, sondern auch in der Gemeinde. Jeder wusste, dass er sich auf dich verlassen konnte. Du warst einfach da, auch wenn alle anderen einen Vorwand hatten, nicht zu erscheinen.
Mutti hat sich manchmal etwas genervt über deine perfektionistische Ader geäußert. Was du anpacktest, wolltest du "richtig" tun. Und warst dir selber oft nicht gut genug.

Ich würde dir heute gern sagen, dass du es "gut gemacht" hast. Sehr gut sogar. Denn was hat ein Vater Besseres weiterzugeben als seine bedingungslose Liebe, die nichts einfordert und nur gibt? 

Heute würde ich gerne von dir wissen wollen, ob du selbst nicht manchmal dabei etwas zu kurz gekommen bist. Hast du es mit uns, mit mir, auch genossen? Ich denke, du würdest "Ganz bestimmt!" sagen, auch wenn du dich mit eigenem Genuss manchmal etwas schwer tatest.
Danken möchte ich dir auch für unser letztes gemeinsames Erlebnis, für unseren letzten gemeinsamen Urlaub. Ich glaube, du warst nach dem Tod von Mutti entsetzlich einsam. Doch du bemühtest dich, mit uns und unseren damals 5 Kindern eine fröhliche Zeit zu verbringen. Du hast mit deinen Enkeln getobt, gebadet, Fußball gespielt... Du hast ihnen am Lagerfeuer oder im Schein von flackernden Kerzen in gedämpften Ton spannende Geschichten erzählt... Du hast den Trubel und das Kinder-Chaos geduldig ertragen, all das, obwohl der Tod deiner Frau gerade erst drei Monate her gewesen ist...
Dennoch und bei allem positiven Wollen und nach vorne Sehen bist du dann ziemlich genau ein Jahr nach ihrem Tod ebenfalls gegangen – einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht.
Mit 63 Jahren. Viel zu früh für mich. Wohl gerade richtig für dich.
Danke, Vati, du bist mir bis heute ein Vorbild im Glauben. Und ein Hinweis auf Gott, meinen Vater im Himmel.
Deine Tochter Sabine 

Samstag, 11. November 2017

Was mir das Lesen in der Bibel bringt



So lange ich denken kann, haben die Bibel und Jesus Christus eine Rolle in meinem Leben gespielt - zu unterschiedlichen Zeiten auch ganz verschiedene. Da es meinen Eltern als Christen wichtig war, mir Gott, Glaube und die Bibel lieb zu machen, kannte ich schon sehr früh viele Geschichten aus der Bibel und konnte sie nacherzählen. So habe ich die Phase der Kindheit mit der Gewissheit erlebt, dass ich einen "großen Freund" habe, der mich lieb hat und weiß, wer ich bin. 

Dieser Freund ist immer Jesus für mich gewesen. Und doch weiß ich heute, dass er für mich eher wie ein unerreichbarer Märchenprinz existierte. Er war wie ein Idol, das ich anhimmelte - aber doch irgendwie unerreichbar. Meine Phantasie erlaubte es mir, mir vorzustellen, was passieren würde, wenn er einfach zur Tür hereinkäme. Ich habe es mir oft gewünscht. Aber es geschah nicht.

Der Übergang vom kritischen Nachdenken über mich selbst und meine Lebensansichten hin zu einem "differenzierten" Kopfglauben warf meinen Märchenprinzen hinaus. Er war nicht gekommen. Nur eine leise Ahnung und eine Sehnsucht war zurückgeblieben, dass da vielleicht doch irgendetwas dran gewesen sein könnte. Die Ahnung sagte mir, dass es möglich sein muss, ihm zu begegnen - wie auch immer.

So war eine Reihe von Jahren geprägt von einer innerlichen Suche nach mehr als nur einem Märchenprinzen. Ich stieß auf Bibelstellen, die davon sprachen, dass "bei Gott die Fülle ist", dass wir "bei ihm keinen Mangel haben", ja sogar, dass "er allen Mangel ausfüllt". In dieser Zeit des Suchens ist mir die Bibel ganz neu als ein direkter Zugang zu Gott wichtig geworden. Ich verstand, dass sie ein Brief Gottes an mich, an die Menschen überhaupt, ist.

Gleichzeitig lernte ich mit der Zeit eine Reihe von Menschen kennen, die wie ich ständig oder immer wieder einen bestimmten "Mangel" in ihrem Leben spürten. Die wenigsten konnten definieren, was genau sie da fühlten. Einige glaubten, dass ihr Partner sie nicht genug liebe bzw. nicht angemessen genug in der Lage sei, Liebe zu zeigen. Andere wiederum vermissten überhaupt eine Partnerschaft. Wieder andere schoben diese "Mangelerscheinungen" auf die Tatsache, dass sie nicht ihren Wunschberuf ausüben konnten und stattdessen Kinder bekommen hatten (Frauen). Die Gründe schienen verschieden zu sein.

 "Aus seinem Reichtum wird euch Gott...alles geben, was ihr zum Leben braucht." (Phil.4,Vers19) 

Alles geben, was ihr braucht... Auch Liebe? Zufriedenheit? Ausgeglichenheit? Anerkennung? Wertschätzung?
So kam ich über meine Fragen und die anderer Christen über Verheißungen und Zusagen, die ich in der Bibel fand, zu einer Gewissheit, die tief in mein Innerstes fiel: Ja, genau so ist es: Jesus will meinen Mangel ausfüllen. Jeder Mensch kann und wird mich enttäuschen- auch der liebste Partner. Doch bei Gott finde ich vollkommene Annahme, totales Verstehen, tiefe Liebe.

Seitdem lerne ich täglich dazu. Ich weiß mich geliebt und wertgeschätzt. "Niemand kann mich von der Liebe Gottes trennen" (Römer 8, Vers 39). Solche und ähnliche Verse finde ich in der Bibel. Das ist für mich tägliche Realität. Daraus schöpfe ich Kraft für den Alltag und kann sogar noch etwas weiterreichen, wenn jemand danach fragt.

Jesus ist für mich einer geworden, auf den ich nicht mehr warten muss, dass er zur Tür hineinkommt. Er ist nämlich da, was ich als Kind nicht verstanden habe. Es liegt an mir, auf seinen Schoß zu klettern oder in seine ausgebreiteten Arme zu laufen. Heute weiß ich, dass er darauf wartet. Und heute weiß ich auch, dass es keine Rolle spielt, ob ich es „fühle“, dass er mir nahe ist. Sondern ich lebe aus der Gewissheit, dass er mir nahe ist, ganz unabhängig von meinem Lebensgefühl. Das hilft mir, weiter im Vertrauen zu wachsen und – hoffentlich – zu reifen.

Freitag, 27. Oktober 2017

Licht in der Dunkelheit


Licht bricht durch in die Dunkelheit
Bahnt den Weg in die Ewigkeit
Leben strömt auch in unsre Zeit:
Jesus Christus ist da!
Wir fragen nach dem Ziel und Sinn,
wir suchen einen Neubeginn,
wer kennt die Richtung, wer das Ziel?
Wer macht Wege klar?
Licht bricht durch in die Dunkelheit
Bahnt den Weg in die Ewigkeit
Leben strömt auch in unsre Zeit:
Jesus Christus ist da!

Ein ganz normaler Monat...

Lange hab ich hier nichts mehr geschrieben. Gerade hab ich darüber nachgedacht, dass es doch nett wäre, mein "Tagebuch" wieder zu beleben. Ein bisschen mehr von mir, meinem Leben, den Menschen, zu denen ich gehöre...
Verschiedene Themen beschäftigen mich. Da mein Alltag sehr bunt und manchmal auch etwas unkalkulierbar ist, ich den unterschiedlichsten Menschen begegne und sie auch Teil meines Lebens sind, wechseln auch meine "Themen", je nach Situation.

Gerade hab ich mich mit dem Thema "Dankbarkeit" beschäftigt.
Ich denke:
Die Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Zufriedenheit in unserem Leben.

Ich kann mich entscheiden, wohin ich meinen Blick wenden will: nach unten auf die Dinge, die mir das Leben schwer machen oder auf Gott und seine Liebe?
Lasst all euer Tun - euer Reden wie euer Handeln - im Namen unseres Herrn Jesus geschehen. So könnt ihr Gott, dem Vater, für alles danken. Kol. 3:17
Wie ein Baum in der Erde, so sollt ihr in Christus fest verwurzelt bleiben, und nur er soll das Fundament eures Lebens sein. Haltet fest an dem Glauben, den man euch lehrte, und dankt Gott für alles, was er euch geschenkt hat. (Kol. 2,7)
Und immer gilt: Im Namen unseres Herrn Jesus Christus dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit, überall und für alles! (Eph. 5, 20)

Wir alle kennen Situationen, in denen uns Danken oder sogar ein Dankgebet schwer fallen (würden). Wenn wir z.B. in einem depressiven Loch hocken, Enttäuschungen und Frustrationen erlebt haben, wenn wir Fehler gemacht haben, die uns belasten, wenn wir an anderen Menschen verzweifeln – Gefühle der Dankbarkeit sehr weit weg.
Wenn uns Dinge nachgesagt werden, die nicht stimmen, uns jemand angreift oder verletzt, der Arzt uns eine Hiobsbotschaft überbringt über uns selbst oder jemanden aus der Familie, wenn wir uns Sorgen machen, Angst vor etwas haben, Streit haben mit jemandem.
Unsere Gefühle spielen verrückt, an Dankbarkeit ist nicht zu denken.
Wie soll das dann gehen mit dem „dankbar sein in allen Dingen“?

Es gibt ein Unterschied zwischen den Gefühlen der Dankbarkeit und dem Bekenntnis Gott gegenüber, dass sich dann nur in Worten ausdrückt. Das ist ähnlich wie mit den Gefühlen der Liebe und der Entscheidung zur Liebe.
Deshalb ist Danken eine Hinwendung zu Gott, kein Gefühl schlechthin, sondern die Möglichkeit, dass unser Leben in allen Dingen einen Bezug zu ihm bekommen soll.
Wenn wir all die Belastungen des Alltags in einer dankbaren Haltung, zu der wir uns entschließen müssen, vor Gott bringen, dann schafft das eine Atmosphäre des Vertrauens und der wachsenden Beziehung zu Gott. Selbst wenn meine Gefühle dagegen sprechen, liebt Gott mich, hält mein Leben in der Hand, kennt er den Weg. Ich gehöre Gott und nicht mir selbst. Das ist ein Grund zum Danken.

Dankbarkeit kann man lernen
Danken hängt mit Denken zusammen. Weniger mit unseren Gefühlen. Das hebräische Wort für Danken heißt auch anerkennen, bekennen. Es ist auch mit dem Wort Hand verwandt (daher der Bezug zu Gesten, die im Zusammenhang mit Gebeten und Liedern im Gottesdienst vollführt werden)

Danken heißt somit, einen Bezug zu Gott herstellen in jeder Lebenssituation.
Danken beginnt, wo ich mich wieder erinnere an all das Gute, das Gott mir getan hat.

Danken muss man lernen – man hat es nicht einfach. Das Danken lernen ist ein Prozess, der unser Leben dauert. Niemand kann es von Anfang an oder aus sich selbst. Es ist eins der Erziehungsziele der meisten Eltern, ihren Kindern beizubringen, „Danke!“ zu sagen. Doch selbst Erwachsene können es oft nicht. Aber wir haben genauso auch Probleme mit dem Beschenkt werden. Wir meinen immer, wir müssten gleich was zurück schenken statt schlicht dankbar zu sein und einfach etwas anzunehmen. 

So möchte ich heute den Tag mit großer Dankbarkeit beginnen - dafür, dass ich leben darf, dass ich weiß, dass mein Leben in Gottes Hand liegt und dass nichts geschieht was er nicht weiß. Mir vermittelt das ein tiefes Gefühl der Geborgenheit. 
DANKE!

Donnerstag, 23. Februar 2017

Enkelkind Nr. 11 ist da! Tabita Magdalena, die zweite Tochter von Justin und Fanny, ist am 19.02.2017 geboren! Wir freuen uns sehr!