Sonntag, 10. November 2019

"Meine Zeit steht in deinen Händen..."




Wieviel Zeit habe ich heute, nehme ich mir, wird mir genommen, teile ich mir für dieses oder jenes ein...
Die Welt, die uns umgibt, bietet uns jede Menge Reizwellen an, unsere Freizeit ist keine Freizeit mehr, sondern muss „sinnvoll“ ausgefüllt werden. Aufwendige Hobbies, zusätzlich zur Arbeit selbst auferlegte Freizeitbeschäftigung im wahrsten Sinne des Wortes lassen unsere ohnehin knapp bemessene Zeit noch schneller verrinnen. Projekte, Pläne, Zukunftsperspektiven... all das lässt uns glauben, dass wir ewig so weitermachen können. 
Wie fühlen wir uns selbst dabei? Sind vielleicht die ersten Erschöpfungsanzeichen da wie Kopfschmerzen (vielleicht schon als Dauerzustand), Mutlosigkeit, bleierne Müdigkeit ? Nehmen wir vielleicht hin und wieder (heimlich!) ein Beruhigungsmittel (ohne ärtzliche Indikation), ein Betäubungsmittel oder greifen sogar  täglich zum Alkohol, um durchzuhalten? 

Auch ein bestimmtes Verhalten unserer Familie, unseren Freunden gegenüber könnten ein Zeichen dafür sein, dass wir uns in der letzten Zeit zu viel zugemutet haben. Sind uns unsere Lieben eher lästig? Nerven uns die Kinder, die Anrufe der älter gewordenen Eltern, die Nähe des Partners? Wünschen wir sie uns eher weg, um endlich Ruhe zu haben?
Oder können wir sie freigeben in einer Weise, in der uns auch schwierige Verhaltensweisen nicht so leicht aus der Ruhe bringen?
Sicher hat hier jeder von uns seine persönlichen Schwächen und Stärken. Wir sollten es aber als Alarmsignal ansehen, wenn wir feststellen, dass „es früher einmal“ anders mit uns war, dass sich Dinge negativ verändert haben.

Unser Schöpfer hat uns Grenzen in unser Leben hineingegeben, die uns wahrscheinlich im Prinzip klar sind, die jedoch immer wieder neu mit Inhalt gefüllt werden müssen. Eine dieser Grenzen ist bereits zu Beginn der Menschheitsgeschichte gesetzt worden:
1. Mose 2:3    Am siebten Tag hatte Gott sein Werk vollendet und ruhte von seiner Arbeit aus. Darum segnete er den siebten Tag und sagte: «Dies ist ein ganz besonderer, heiliger Tag! Er gehört mir.»
Einen Tag in der Woche einfach auszuruhen und mal „gar nichts“ zu tun fällt den meisten von uns schon recht schwer. Der im Prinzip arbeitsfreie Tag muss dann genutzt werden, um wenigstens anteilmäßig etwas von dem zu schaffen, was man im Verlaufe der Woche nicht auf die Reihe bekommen hat. Oder er wird mit Freizeitaktivitäten gefüllt.  Sicher werden wir merken, dass wir eine Weile auf diese Weise leben können. Doch wird das zum Dauerzustand, dann wird sich diese gegen die göttliche Ordnung laufende Lebensweise an unserer Gesundheit rächen. Unser Körper wird das nicht schaffen.
Weitere göttliche Grenzen stehen ein wenig zwischen den Zeilen der Schöpfungsgeschichte. Da heißt es:
1. Mose 1:4 + 5   ...Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht von der Dunkelheit und nannte das Licht «Tag» und die Dunkelheit «Nacht». Es wurde Abend und wieder Morgen: Der erste Tag war vergangen... 8  Das Gewölbe nannte er Himmel. Es wurde Abend und wieder Morgen: Der
zweite Tag war vergangen...  13  Es wurde Abend und Morgen: Der dritte Tag war vergangen...
18  Tag und Nacht zu bestimmen und Licht und Finsternis zu unterscheiden. Gott sah es und freute sich, denn es war gut. 19  Wieder wurde es Abend und Morgen: Der vierte Tag war vergangen... 23   Es wurde Abend und wieder Morgen: Der fünfte Tag war vergangen... (usw.)

Der Wechsel von Tag und Nacht ist uns gegeben worden, damit wir eine Möglichkeit haben, im Schlaf aufzutanken, die Batterie aufzuladen, wieder neue Kraft zu schöpfen. Die Schöpfungsgeschichte zeigt uns, dass Gott für uns nach jeder Schaffensphase eine Phase der Ruhe, des Ausruhens eingeplant hat. Jedes Leben hat seinen Rhythmus. Sogar die Tiere wissen, wann es Zeit ist zu ruhen, ebenso die Pflanzen. Nur der Mensch tut immer wieder so als gelte das für ihn nicht.
Hier sind wir sicher vielfach Zwängen ausgeliefert, entgegen diesem göttlichen Prinzip zu handeln. Was wäre der Pflegedienst ohne Nachtwachen, ärztliche Versorgung ohne Nachtbereitschaft, Sicherheitssysteme ohne Nacht“wächter“, fortlaufende Produktion ohne nächtliche Beaufsichtigung usw.?  
Und selbst wer nicht in diese Zwänge eingebunden ist, wird Zeiten in seinem Leben haben, in denen er nicht zur Ruhe finden kann, weil er einen kranken Angehörigen pflegt, familiär in der Babyphase steckt oder sonst eine außergewöhnliche Verpflichtung empfindet. 
Dennoch können wir beobachten, dass begrenzte „Notlagen“ und Zwänge auch wieder irgendwann die Möglichkeit der Erholung und Entspannung einräumen. Anders dagegen sieht es aus mit einem selbstgewählten Dauerzustand des dann allzeit gegenwärtigen Stresses. Irgendwann werden wir feststellen müssen, dass unsere Energie verbraucht ist, unsere Reserven erschöpft sind.
Wir können uns nicht von einer Verantwortung uns selbst gegenüber lossagen. Denn Gott selbst macht uns in seinem Wort darauf aufmerksam, dass es einige Richtlinien gibt, nach denen wir nach seinem Plan leben sollten:

1. Kor. 3:16+17   Denkt also daran, dass ihr Gottes Bauwerk und sein Tempel seid, dass Gottes Geist in euch wohnt!  Wer diesen Tempel zerstört, den wird Gott richten. Denn Gottes Tempel ist heilig, und dieser Tempel seid ihr!

Im Textzusammenhang ab 1.Kor.3, 9 ist zu  lesen, dass jeder von uns nicht nur ein Bauwerk Gottes, sondern auch sein Ackerland ist (Übersetzung „Hoffnung für alle“). Es liegt an einem jeden von uns, was wir mit diesem Bauwerk tun, was wir in diesen Acker säen. Gott stellt es in unsere Verantwortung, erinnert uns aber gleichzeitig daran, dass wir als seine Kinder ihm gegenüber verantwortlich sind im Umgang mit diesem Bauwerk. Damit sind uns Grenzen gesetzt, die uns vielleicht nicht immer ganz klar sind, die wir jedoch herausfinden müssen.
Die Vorstellung von Grenzen entspringt der Natur Gottes. Er selbst hat Abgrenzungen in seine Schöpfung gegeben.(s.o.) Und er will, dass wir uns die Erde untertan machen und verantwortungsvolle Verwalter unseres von ihm geschenkten Lebens sind. (1. Mose 1, 28)
Die Bibel gibt uns verschiedene praktische Anhaltspunkte, was das im Einzelnen für uns bedeuten kann. Wenn sie uns sagt, dass wir „ernten werden, was wir säen“ (Gal 6,7), dann betrifft das auch unseren Umgang mit Stress und Überbeanspruchung. Wir können uns immer eine ganze Weile in unserem Leben verkehrt verhalten, doch durch die uns von Gott vorgegebenen körperlichen und geistigen Begrenzungen werden wir Folgen zu spüren bekommen.
In Sprüche 22, 3 wird uns berichtet, dass „der Kluge das Unglück kommen sieht und sich verbirgt“. Manchmal hilft es, sich einfach aus einer Situation zu entfernen, um sich körperlich, emotional oder geistlich zu erholen, wenn man sich bis zum Äußersten verausgabt hat oder auch, um Gefahren zu vermeiden und Böses einzudämmen. 
Je nach Typus neigen manche Menschen dazu, immer mehr Aufgabenbereiche zu übernehmen und überall „ mitzumischen“, um sich Anerkennung und ein Wertgefühl bei Menschen (manchmal auch sich selber gegenüber) zu verschaffen, anstatt die Anerkennung des Tuns seitens Gottes zu suchen. Damit schaden wir uns selber, denn alles, was im Reich Gottes nicht unter dem Auftrag und Segen Gottes steht, geht verloren und ist vergebener Krafteinsatz. 
(vgl. 1.Kor.3,13-15)

Steht dagegen unsere Arbeit unter dem Auftrag und Segen Gottes, wird er uns nicht überfordern. Überforderung kann ein Zeichen für selbstgewählte Wege und selbstauferlegten Stress sein. Oder auch dafür, dass man nicht „Nein“ sagen kann und an Stellen weiterarbeitet, die Gott vielleicht einem anderen zugedacht hat. Auch der barmherzige Samariter ist weiter seinen Geschäften nachgegangen, nachdem er den Überfallenen versorgt und in guten Händen wusste. (Lukas 10, 35). Er hat nicht  versucht, nun auch noch die Gesundung des Opfers abzuwarten und zu begleiten, um ein komplettes Erfolgserlebnis zu haben. Seine Aufgabe war erfüllt.
Oft fehlt uns das Bewusstsein für die Grenze unserer Aufgabe. Und dann spüren wir die Überbelastung und stöhnen über das Zuviel unseres Dienstes. Finden wir zu einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit, Freizeit, Familie und Gemeinde zurück! Gott möchte uns neu beschenken mit seiner Kraft und seiner Gnade, die es uns ermöglichen, „aus dem Vollen zu schöpfen“. Das Geheimnis eines ausgeglichenen Lebens liegt in dem Wissen um die Kraftquelle Gottes, die ich suchen und finden darf. Wer es bisher nicht gewohnt war oder es verlernt hat, aus dieser Quelle zu leben, von dem wird es neue Disziplin in Planung und Warten auf Gott fordern.

Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

(nach Psalm 31, 16 a)

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