Donnerstag, 8. November 2012

Wer oder was ist HIS?




Bin recht früh wach, auch ziemlich fit und kann nicht mehr einschlafen. Na, ist ja auch egal. Ich bleibe noch bis ca. 7 Uhr liegen, dann aufstehen, duschen – das ist schön! Denn es ist richtig warm im Zimmer, weil ich die Klimaanlage inzwischen ausgemacht habe.
Im Wohn- und Essbereich sitzt bereits Reiner, und Renate wuselt in der Küche herum. Jetzt gibt’s erst mal Schnellkaffee, Jonas kommt und bekommt einen Tee. Der Morgen beginnt gemütlich. Bis alle da sind und wir dann frühstücken, wird es 9 Uhr.  Ab 10 Uhr sind wir bei Tanja im office verabredet. Die nächsten Stunden zeigt sie uns mehrere PP-Folien, die das Hosanna-Projekt erklären. Anwesend sind auch Yakouba und drei weitere Männer, die jeweils mit einigen Zweigen des Projektes zu tun haben, z.B. dem der medizinischen Hilfe oder dem Argrarprojekt.

Niger ist das zweitärmste Land der Welt. Die Leute, die hier arbeiten, zeigen ganzen Einsatz. Dazu kommen die Unruhen in den Ländern rundherum. Niger selbst ist ein seit eh und je sehr friedliches Land, während in den Nachbarländern immer mal wieder so richtig der Sturm tobt. Zur Zeit gib es hier einige "rote" Zonen, in die wir als Weiße nicht gehen sollten, um einer Entführung aus dem Weg zu gehen. Rebellen und sonstige Leute tummeln sich in den Grenzbereichen, aber nicht nur. Auch die Hauptstadt bleibt nicht verschont.

Wir kommen gar nicht mit dem Inhalt durch, den Tanja vorbereitet hat, denn es sind viele Fragen da, und im Prinzip geht es die ganze Zeit dreisprachig hin und her: Deutsch, französisch, englisch. Tanja ist ein Phänomen. Sie scheint teilweise gar nicht zu bemerken, in welcher Sprache sie gerade spricht.

Doch mittags machen wir dann einen cut. Renate hat bereits den abgesprochenen Snack vorbereitet: So eine Art Thunfischsalat aus Matjes (sehr lecker, aber nicht jedermanns Sache – zum Glück J ) dann Salat, frische Tomaten vom fliegenden Händler, der gerad vorbeigeschaut hat, Baguette, Wurst und Käse, Melonen zum Nachtisch, für manche dann doch auch noch was Süßes aus dem Kühlschrank...
In der Mittagspause holt Renate ihre Kinder von der Schule ab, ich bin mit von der Partie und lerne gleich ein bisschen vom Ort kennen. Die Kinder besuchen eine englischsprachige christliche Schule, Levi die Grundschule und Sarah die Realschule. Die beiden Gebäude liegen etwas auseinander, gehören orgamäßig aber zusammen.

Danach geht´s zur Radiostation, auf die Yakouba sehr stolz ist. Vor der Station und auch auf dem Gelände hängen einige Wodaabe (ein Nomadenstamm in Niger) ab, ganze Familien, die, so erzählt uns Yakouba – hier in der Trockenzeit draußen leben und froh sind, dass die Hosanna-Leute sie nicht verscheuchen. Einen von ihnen begrüßt Jonas zu meinem Erstaunen mit einer Umarmung. Er erklärt mir dann, dass dieser junge Mann bereits in der Gemeinde in Weil der Stadt gewesen ist, und dass er dort den Bauern bei der Ernte geholfen hat. Der Kontakt ist wohl durch diese vagabundenähnliche Anbindung an Hosanna entstanden. Tanja hat in diesem Haus einige Monate gewohnt und kennt wohl besonders diese eine Gruppe der Wodaabe besonders. Sie sind nicht integrierbar, leben als Nomaden und verweigern es , in feste Häuser zu ziehn. Renate erzählt mir später etwas detaillierter von einigen Fehlversuchen ihrerseits in diese Richtung.

Sie holt mich von der Radiostation ab, shoppen fahren. Wir kaufen eine wunderbare Lammkeule und noch Hack auf Vorrat. Die Fahrt durch die Stadt ist bemerkenswert. Die Armut der Nigrer wird hier an jeder Ecke deutlich.
Es ist nochmal deutlich ärmer als in Sambia.

Im Moment machen die Jungs bei 40 Grad Celsius einen Stadtbummel, während ich hier im guesthouse das Abendessen  mit vorbereite und dabei von der  air condition gekühlt  werde :-) Es gibt heute die Lammkeule (!) mit Süßkartoffeln, Reis und Sauce, Salat.

Der Einkauf in der Stadt war hochinteressant: es ist alles sehr ärmlich, viel Bettelei, alle stürzen sich auf einen, weil man weiß ist (und sicher genug Geld hat!) - ich finde, es ist nur begrenzt mit den anderen Ländern zu vergleichen, wo es ebenfalls Bettelei gibt. 
Hier ist Armut ein generelles Problem, das Problem aller und nicht nur Einzelner oder das von Gruppierungen.

Der Tag klingt sanft aus: Lecker Essen (“Iss noch was!” ist Renates gastfreundliche Aufforderung, sobald jemand das Besteck beiseite legt), viele Gespräche, auch zwischen den Zeilen. Renate erzählt mir ihre geistliche Herkunft, ich erzähle meine Wurzeln.

Tagesabschluss: Austausch und Gebet mit Yakuba. Um 22.00 Uhr ist der Tag zuende.

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