Donnerstag, 8. November 2012

Reisetagebuch Nigerreise


4.11. Sonntag: Abflugtag und Ankunft

Pünktlich um 5.15 h sitzen wir bei Markus im Auto, los geht’s.  Und pünktlich sind wir dann auch am verabredeten Treffpunkt, die anderen 5 Minuten später.
Mit von der Partie sind außer Jonas und mir noch unser unternehmungslustiger Reiseleiter Sebastian, dann Daniel, der als Geschäftsführer bei AlpenSolar ein eigenes Mammutprogramm vor sich hat, wie er sagt und Rainer, der zwischen all seinen Terminen, die ihm seine Arbeit auf der Lahoe einbringt,  auf etwas Ruhe in Niamey hofft.
Wir könnten jetzt einchecken, wenn da nicht Daniel mit seinem riesigen Wassercontainer wäre, für dessen Transport zwar alles vorbereitet ist, doch dann sich wie üblich niemand zuständig fühlt. Das zieht sich dann noch etwas in die Länge, und sozusagen auf den letzten Drücker kommen wir durch den Handgepäckcheck zum Boarding.  Auf nach Paris!

Ab jetzt läuft alles rund. Auf dem Pariser Flughafen verliert Daniel dann aber leider noch seinen schicken Hut – er ist auch nicht mehr wieder zu bekommen.

Mittlerweile sitzen wir im Flieger nach Niamey. Das Abenteuer kann beginnen!

Im Flugzeug: Der übliche Service setzt ein, Getränke, Snacks – wir werden gut versorgt von der Air France. Französisch? Weitgehend null bei uns allen. Obwohl mindestens zwei unserer Gruppe sechs Jahre Französischunterricht hatten...

Draußen: Die ersten Ausläufer der Sahara werden sichtbar! Wow, roter, weiter Wüstensand! Gerade jetzt werden wir angewiesen, die Jalousien zu schließen – das Baby an Bord könne nicht schlafen, es sei zu hell. Stimmt, es brüllt wie am Spieß – aber nicht wegen der Helligkeit, sondern weil es keinen Bock auf Schlafen hat! Doch die nervöse Mutter versucht alles, um ihr Kind zur Ruhe zu bekommen. Als das Kleine dann endlich keinen Mucks mehr von sich gibt, reiße ich sofort die Jalousien wieder hoch – habe ja einen Fensterplatz! Das ist ein Anblick: So weit das Auge reicht, nur roter Sand, Sand, Sand...Er läuft in großen Wellen daher, manchmal gibt es aufgewehte Hügel, manchmal kleine Felsen – doch überwiegend Sand, nichts anderes. Hier und da scheint es winzig kleine Siedlungen zu geben, doch das sieht alles eher spärlich aus. Im Sand sind manchmal hellere, manchmal dunklere Stellen zu sehen. Die helleren sehen im ersten Moment aus wie Seen, doch es sind keine. Salz vielleicht? Möglich. Die dunkleren sind Felsen, Gestein, meist in flachen Massiven. Aber sonst nichts, kein Busch, kein Strauch, jedenfalls nichts Nennenswertes, was das bloße Auge aus dieser Höhe erkennen könnte.

Es ist vorstellbar, dass sich hier Menschen verlaufen und umkommen, weil sie nicht genug Wasser mit sich genommen haben. Nicht mal Wege oder Straßen sind zu erkennen. Manches sieht aus wie ausgetrocknet Flussbetten...Und über allem brennt heiß die Sonne vom Himmel –so heiß, dass ich das Gefühl habe, sie hier am Fenster im Flugzeug zu spüren.

Im Flugzeug: Lunchtime! Die nette Stewardess, die uns bedient, stellt schnell fest, dass wir Deutsche sind und kramt ihre winzigen Deutschkenntnisse heraus. Als sie merkt, wie beeindruckt wir sind, strengt sie sich extra nochmal an. Es wird ein Spiel. Mein Sitznachbar Rainer steigt darauf ein und wetteifert mit ihr mit seinen ebenso winzigen Französichkenntnissen. Und fragt, ob er etwas gewinnt, wenn er einen französischen Satz zusammenbekommt. Ja, könnte sein, wird ihm in Aussicht gestellt. Er schafft es. Kurz darauf erscheint die Stewardess mit kleinen Präsenten (ich werde mitbedacht, weil ich dazu zu gehören scheine oder eben daneben sitze) aus der Ersten Klasse, legt den Finger auf den Mund und bittet uns, sie nicht zu verraten. Und es gibt für Rainer noch einen Doppelten irgendwas. Da wir eben schon einmal das Privileg hatten, mit einem Kurzen (jeder einen) bedient zu werden, grenzt das jetzt schon an den Verdacht zu einem Schwips. Sebastian sieht sorgenvoll zur „Seniorenbank“ hinüber und überlegt schon, wie er uns heil aus dem Flugzeug bekommt...
Wer jetzt wissen möchte, was die Stewardess an Präsenten gegeben hat: Ich weiß es nicht. Wir haben, um nicht dumm aufzufallen, das Zeug erst mal in meiner Tasche verschwinden lassen und werden später nachsehen...

Später: Wir sind da! Der Flughafen in Niamey wirkt eher etwas improvisiert. Aber natürlich schlangenweise Passkontrolle – das ist das erste, was uns hier begegnet. Und es dauert, man hat Zeit. Das wird so richtig ausführlich, mit Fingerabdrücken nehmen und Gesichtskontrolle, gucken in eine Kamera... Und danach Impfpasskontrolle wegen Gelbfieberimpfung.

Dann denken wir, wir sind durch, aber nun wird erst nochmal das Gepäck kontrolliert. In Deutschland würde das in Reihen und sehr gesittet ablaufen. Hier herrscht erst mal Chaos. Dran kommt, wer sich ein bisschen drängeln kann. Aber immer das gute Mittelmaß finden! Wer dumm auffällt, den bestraft das Leben, und dein Gepäck wird gleich mehrmals durchgezogen.
Pech hat dann auch wieder Daniel, dessen Wasseraufbereitungsbehälter allen suspekt ist. Jemand redet auf ihn in langen Sätzen auf französisch ein, worauf Daniel nur trocken auf deutsch zurückfragt: „Was hast du gesagt?“
Da keiner von uns französisch kann, wissen wir nicht wirklich, was das Problem ist. Aber irgendwann ist das dann auch erledigt und wir stehen draußen. Hier werden wir von zwei Wagen mit Tanja (Osterried) und Yacouba (Seydou) eingesammelt. An unsere Fersen haben sich mittlerweile sehr geschäftstüchtige Menschen gehängt, die irgendwelche Dinge verkaufen wollen.  Sie zupfen einen am Ärmel, wollen Geld...
Sebastian und Jonas haben gleich zwei hartnäckige Verfolger an den Hacken, die sie kaum abschütteln können.
Nach einer fröhlichen Begrüßung sitzen wir dann in den Autos, los geht’s zum HIS (Hosanna Institute of Sahel)
Weiß gar nicht, wie lange wir gefahren sind, vielleicht 10 – 15 Minuten. Wir müssen durch das Stadtzentrum, unser Fahrer ist echt gut in dem Gewühle.
Beulen haben die Autos hier alle. Kein Wunder.

Das Stadtbild erinnert mich ein bisschen an Kabwe, obwohl die Stadt viel größer ist. Es gibt auch wirklich gute und luxeriöse Gebäude, doch die sind weitgehend gut gesichert und eingezäunt, was wir ja auch bereits aus Kabwe kennen.
Insgesamt scheint das Land – so nach dem ersten Eindruck – aber noch viel ärmer zu sein als Sambia.

Wir sind da. Der gute Hauswachhund Max macht ein Affentheater, als wir das Grundstück betreten, aber das ist ja sein Job.
Renate begrüßt uns herzlich, ich glaube, wir werden uns gut verstehen!

Nachdem wir unser ganzes Gepäck in den großzügigen Eingangsbereich geschleppt haben, packen wir erst mal aus. Wir haben Angst, dass unsere Schokolade und die frischen Sachen wie Käse und Wurst aufgeschmolzen sind. Nein, es ist alles ganz kühl geblieben in den Koffern. Alles wird verstaut, die Zimmer zugewiesen  - wir lassen uns nieder. Ich helfe Renate beim Abendessen. Sie ist bereits gut vorbereitet, hat eine Lasagne kreiert, dazu gibt es noch Brot, Salat, Melone als Nachtisch.

Wir sind eine große fröhliche Tischrunde. Tanja bleibt noch zum Abendessen.

Danach haben wir eine kleine Runde mit Vorstellung und kurzer Planung für den nächsten Tag (alles auf englisch, damit Yakouba auch alles versteht, die Kinder Sarah (12) und Levi (9) sitzen auch noch dabei. Beide besuchen eine christliche amerikanische Schule, so dass sie im Alltag weitgehend englisch reden)

Um 21 h beenden wir den offiziellen Teil dieses Treffens. Jetzt wollen wir erstmal Kontakt in die Heimat aufnehmen. Die meisten von uns haben Telefonkarten gekauft, haben aber auch iPads oder iPhones dabei, um via Internet zu serven, ich meinen kleinen Lap.
Internet klappt hier gut.

Gegen 22 Uhr verschwinden dann alle in ihren Zimmern.

Ich kämpfe nachts mit er Klimaanlage gegen die Hitze, doch stelle sie auch immer wieder ab, weil sie zu laut rauscht. Aber dann ist es wieder zu warm...Ich werde mich dran gewöhnen!



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