Freitag, 9. November 2012

Kollo Klinik

Wir wollen heute um 8.30 h aufbrechen, um zur Besichtigung in die HIS-Kinik zu fahren.
Renate winkt mich in die Küche, als ich auf der Bildfläche erscheine und lotst mich zur Kühltruhe. Ich schaue rein - drinnen liegt gleich obenauf eine zerplatzte Cola-Flasche; der Inhalt hat sich aus dem zerbrochenen Glas gequält und sich teilweise auch in tiefere Schichten ergossen. "Sebastian," sagt sie und grinst. Stimmt, er hatte gestern schon eine Colaflasche eingefroren, sie aber rechtzeitig wieder rausgenommen. Diese hier hat das Frieren über Nacht nicht überlebt. Als Sebastian erscheint, lockt Renate ihn ebenfalls zur Truhe und lässt ihn hineinschauen. Das ist er:


Er sieht etwas betreten aus, oder?  :-)
Naja, zu Hause sind die Colaflaschen aus Plastik, das platzt normalerweise nicht - aber hier sind sie aus Glas! Das muss zu seiner Ehrenrettung gesagt werden...
Pünktlich um 8.30 h afrikanischer Zeit (im Ernst, es ist erst 9.15 h!) fahren wir los, wieder mit zwei Autos. Tanja ist mit dabei und Britney auch wieder. Diesmal gründen wir ein Frauenauto bei Tanja, mit der einzigen männlichen Besetzung von Daniel.

In der Klinik werden wir bereits erwartet.


Ich bin sehr überrascht: Da steht quasi mitten in einer Steppenlandschaft ein gut eingerichtetes Krankenhaus mit den bestmöglichsten Ausrüstungen! 
Anfang 2009 wurde nach langjähriger Bauphase in der Stadt Kollo der „Complexe de Santé Hosanna“ eröffnet. Knapp 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Niamey wird dieses Krankenhaus von humedica in Kooperation mit der Partnerorganisation Hosanna Institute du Sahel geleitet. 
Das Krankenhaus deckt die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen ab, ebenso auch die medizinische Versorgung von Kleinkindern. Kinder bis 5 Jahren werden hier umsonst behandelt. 

Apparate aus Deutschland ebenso wie Medikamente und andere Materialien sind hier vorhanden. Ein großer kühler Lagerraum macht die Einlagerungen eines größeren Bestandes von Medikamenten möglich. Wir besichtigen ein Labor (das gerne größer sein könnte, sagen die medizinischen Helfer), es gibt Unterbringung in Mehrbettzimmern, auch Versorgung mit Lebensmitteln bei längerem Aufenthalt, 
eine Wartehalle und eine Apotheke. Alles ist sehr sauber gehalten. Die Klinik benötigt allerdings weitere Zimmer mit Betten, in erster Linie eine richtig funktionierende Küche (derzeit ist die Küche eher etwas improvisiert), eine gute Sanitäranlage und noch einiges mehr. 
Außerdem wird dringend ein weiterer Arzt gebraucht, denn bisher wird das Krankenhaus von nur einem Arzt geführt.



Wir haben eine Fragestunde mit Miriam und Nils. Miriam ist die Koordinatorin von Humedica und erklärt uns die Arbeitsweise der Klinik und die Unterschiede zu anderen Kliniken. Sie erzählt bewegende Einzelgeschichten aus dem Alltag der Klinik und seines Personals, so dass man den Eindruck bekommt, dass es eine Arbeit ist, die wirklich mit viel Herz und Verständnis für die Menschen geschieht. 

Zu 14 Uhr fahren wir aus terminlichen Gründen wieder nach Niamey zurück. Tanja und Daniel haben noch ein meeting. Der Rest von uns pausiert nun erstmal, doch nicht lange. Um 16 Uhr findet in der Gemeinde erstmalig ein Jugendgruppentreffen statt. Jonas, Sebastian und Reiner gehen los, um sich die Sache mal anzusehen. 

Ich beginne nun schon ziemlich bald, Renate bei den Abendessenvorbereitungen zu helfen. Heute erwarten die Seydous Besuch, ihre amerikanische Freunde. Die Familie mit drei Mädchen kommt gegen 19 Uhr und bringt ihren Anteil am mexikanischen Essen mit.

Der Rest des Abends vergeht mit Essen und Unterhaltung. 

Exkurs: Heute während einer Autofahrt habe ich mir von Daniel erstmal die foodbank - Sache erklären lassen. Natürlich war mir klar, was eine foodbank ist, nämlich ein kleiner oder auch größerer Kornspeicher, der für ein Dorf errichtet wird und in den Kornsäcke, hier im Niger meistens Hirse, eingelagert wird für die Zeit, in der es die Hirse nur sehr teuer gibt.
Was ich nicht verstanden hatte war, wozu ein Dorf sich so ne Hütte sponsern bzw. spenden lassen muss. Warum können die sich nicht einfach so´n Teil da hinstellen, ohne dass das von irgend einer deutschen Firma oder Organisation erst angestoßen werden muss...
Okay, jetzt habe ich es so verstanden: Eine Dorfgemeinschaft beschließt, dass man für das Dorf so eine foodbank haben will. Dann wird beim Gouvernement ein Antrag gestellt, der geprüft wird und in dem die Bedürftigekeit nachgewiesen werden muss. Wenn dann der Antrag genehmigt ist, kann das Geld fließen. Kosten entstehen durch das Material: für foodbanks wird Zement genommen (teuer!), außerdem wird das Dach speziell gegen Regen gesichert (teuer!), die ganze Bude wird termitensicher gemacht und gegen Termiten versiegelt (teuer!), und der Boden muss mit einer Spezialfolie ausgelegt werden. Es muss Trockenheit und die richtige Temperatur gewährleistet sein. Alle diese Anforderungen kosten das Geld, dass so eine Dorfgemeinschaft nicht hat. Und hier kommen nun die Sponsoren ins Spiel. Das sind dann in unserem Fall deutsche Firmen.

Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben.


Das hier ist die foodbank, die wir besucht haben



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