Donnerstag, 8. November 2012

Kollo: Moli, ein Dorf bekommt eine foodbank



Wache wieder um 7 Uhr auf. Ich möchte ja heute morgen noch Roggenbrötchen backen. Also mach ich mich schnell fertig und gehe in die Küche. Es duftet eigentlich schon die ganze Zeit bis in mein Zimmer. Renate wollte Muffins backen, sie scheint schon voll in Gange zu sein. Ja, hab mich nicht getäuscht. Und: Die Roggenbrötchen sind auch schon fertig! Renate hatte meine gestern Abend zurechtgestellte Schüssel entdeckt und das dazugestellte Mehl...
Tanja kommt: Ob wir jetzt los fahren könnten.

Wie, jetzt? Jonas, Sebastian und Daniel schlafen noch, gefrühstückt hat noch niemand. Sie meint, es müsste jetzt doch losgehen, die Tour, die zumindest Daniel heute noch vor hätte, wäre sonst nicht zu schaffen.
Im Gegensatz zu sonst bricht nun ein wenig Hektik aus: Renate und ich stellen schnell das Frühstück bereit, Reiner versucht, die anderen zu wecken. Daniel ist schnell fertig, Jonas und Sebastian müssen sich erst mal sortieren.

Ja, und irgendwie finden wir uns dann doch im eher im afrikanischen Tempo wieder, frühstücken noch ganz gemütlich, bis es dann mit zwei Autos los geht.

Auf nach Kollo! Zum Bürgermeister gehen diesmal nur Tanja und Daniel rein. Es geht darum, vielleicht eine Eskorte zur 2. Foodbank zu bekommen. Der Rest unserer kleinen Gruppe verlustriert sich  draußen, schäkert ein wenig mit einem verschlafenen Chamäleon und gönnt sich im Schatten eine kalte Cola.



Die Sache mit der Eskorte klappt, der Bürgermeister hat es geschafft. Und so steigen 2 Soldaten hinten auf unseren PickUp.

Auf geht´s nach Moli!
Interessant wird es, als die beiden PickUps plötzlich in ein Gelände ohne erkennbaren Weg hineinfahren; es geht über Baumwurzeln und Unebenheiten, plözlich steil bergab und rein in die Büsche. Wir landen vor einem breiten Fluss. Hier ist normalerweise kein Fluss. Was wir sehen, ist eine der Folge der Überschwemmung.

Zwei kleine Boote, gerade so breit, dass ein Mensch darin sitzen kann, aber mit mehreren „Bänken“ hintereinander, liegen am Ufer. Moment, sind das vielleicht unsere Fähren? Ja, Tanja bestätigt es. Na, nu wird’s aber richtig gut! Schnell taxieren wir, mit wem wir denn in ein Bott steigen würden und werden...die erste Mannschaft sitzt, Boot voll. Es wackelt, muss erst mal ausbalanciert werden. Bloß nicht bewegen!
Vor mir sitzt der Fährmann, dann ich, hinter mir auf der breitesten Bank Tanja neben Jonas, danach hat Daniel einen Platz gefunden, und ganz hinten sitzt der Ruderer, der mit nur einem Paddel das Boot vorwärts bewegt.
Hui, hat aber gut Tiefgang, unser Bötchen! Ich fasse mit meinen Händen an den Bootsrand – muss es mir zu denken geben, dass die Fingerspitzen sich im Wasser befinden? Daniel zumindest findet das extrem besorgniserregend.
Äh, haben wir heute schon um Bewahrung gebetet? Nicht wirklich, oder? Sicher ist sicher, und so betet Tanja gerade noch rechtzeitig für eine gute und bewahrte Überfahrt... Ich überlege inzwischen, was ich mit meinem kleinen Rucksack, genauer mit meinem Fotoapparat mache, wenn wir gleich im Wasser landen werden. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, das Ganze afrikanisch auf dem Kopf zu drapieren?
Doch Tanjas Gebet wird erhört, wir kommen einigermaßen trocken am anderen Ufer an. Als wir uns umdrehen, hat unser zweites Boot noch gar nicht abgelegt. Nanu, sie steigen ja wieder aus! Was ist da los?

Wir erfahren erst später, dass das Boot leck war und erst ein anderes kommen musste, bevor die zweite Mannschaft zusammen mit Sebastian und Reiner übersetzen konnte.

Wir gehen inzwischen schon mal ins Dorf. Der Dorfälteste bzw. Häuptling begrüßt die Männer (Tanja und mich würdigt er keines Blickes) Tanja erklärt mir, dass man hier als Frau nie einem Mann die Hand entgegenstrecken dürfe, um ihn zu begrüßen, sondern dass man warten müsste, bis er der Frau die Hand entgegenstreckt. Nun gut, ich MUSS nicht zwangsläufig jedem die Hand geben, soll eh nicht besonders hygienisch sein J



Wir durchwandern das Dorf Moli ein Stückchen, bis wir zur foodbank kommen, einem Hirsespeicher, in den derzeit alle Hirse eingelagert wird, die aufgekauft werden kann. Der Hirsepreis ist im Moment höher als normal wegen der Flutkatastrophe und der dadurch bedingten schlechten Ernte. Dennoch sorgen die Dorfbewohner vor. Der Speicher ist über Alpensolar initiert. Die Dorfbewohner zeigen uns, wie sie die Säcke befüllen, um sie dann einzulagern.

Inzwischen haben sich immer mehr Menschen zusammen gefunden, um diesem Schauspiel beizuwohnen und sicher auch in erster Lienie die interessanten Weißen zu besichtigen.
Immer mit dabei unsere zwei uns eskortierenden Soldaten. Jonas versucht sich in die Büsche zu schlagen und das Dorf ein bisschen auf eigene Faust zu besichtigen. Sofort hat er einen soldier an seiner Seite, der für seine Sicherheit sorgt. Ich glaube, so was ist  ihm auch noch nicht passiert!

Da wir ja so gut wie alle kein ordentliches Französisch können, sind wir immer wieder auf Tanjas Übersetzungen angewiesen. Zwei nette Begegnungen gibt es dann aber doch, in denen wir eigeninitiativ werden können: Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Rücken, die Hirse stampft, kann englisch.
Sie erzählt uns, dass sie vier Kinder hat und ihr Mann zur Arbeit ist; kurz darauf taucht er allerdings auf, so dass sie ganz stolz verkünden kann: Das ist er!
Eine ebenfalls sehr nette Begegnung hat Jonas mit einem Mann, der englisch kann. Der zeigt ihm einfach auf eigene Faust ein paar Dinge im Dorf und erzählt. Und schließlich stellen sie einander noch ihre Mütter vor - der gute Kontakt ist perfekt!

Als Abschluss unseres Besuches in Moli gibt es eine Generalkonferenz mitten auf einem Platz, glücklicherweise im Schatten. Jetzt geht’s hier dreisprachig ab: Daniel fragt in deutsch, Tanja übersetzt  französisch, ein weiterer Mann in die Stammessprache vor Ort. Möchte nicht wissen, welche Inhalte da überhaupt noch ankommen!

Rundherum steht eine Menge von Kindern. Eine größere Gruppe von Frauen hat sich ebenfalls dazu gesellt, sie sitzen auf der Erde etwas abseits, schräg hinter den Männern. Wir dürfen auf Stühlen sitzen.

Fragen nach dem Hirsepreis u.ä. werden durchgeredet, und zum Schluss geht man auseinander mit dem guten Gefühl,  einander Nettes gesagt zu haben und sich gut zu verstehen. Das halbe Dorf begleitet uns dann noch zu den Kanus, denn nun geht es auf dem gleichen Weg über den Fluss wieder zurück.
Da es schon einmal geklappt hat, haben wir jetzt keine Sorge, dass es auch diesmal wieder klappen wird.

Daniel und Tanja fahren mit ihrer Leibwache weiter, für uns beginnt die Rückfahrt.

Im guesthouse kleiner Snack, kurzer Relax – und dann brechen Sebastian, Jonas, Renate und ich Richtung Markt auf. Renate führt uns zuerst zu einem craftsmarket, wo man neben den Waren auch ihre Herstellung sehen kann – ein interessantes Konzept.

Doch weil wir noch nicht alles gefunden haben, was wir suchen, fahren wir weiter. Das Stadion von Niamey wird sichtbar! "Angucken, angucken!" Renate sieht darin kein Problem, und so landen wir dann im Stadion. Dort trainieren zwei Mannschaften. Ein dummer Satz von Jonas oder Sebastian bringen Renate dazu, mal nachzufragen, ob es möglich wäre, mit den Fußballspielern zusammen ein Foto zu machen. Ja, klar, geht! Alle haben Spaß, als sie sich Foto-bereit aufstellen und inklusive Jonas und Sebastian ein Foto geschossen wird. Später versuchen Jonas und Sebastian, Reiner weiszumachen, dass wir im Stadtion von Niamey die Nationalmannschaft beim Training angetroffen haben und dass diese bereit war, sich für ein Foto mit ihnen zu präsentieren... Und das Beweisfoto hätten wir gleich mit dabei!

Renate fährt uns noch zu einem zweiten Markt, der mehr das Allgemeinkaufgefühl bedient. Dort wird Jonas fündig und handelseinig, denn Handeln gehört zum Geschäft.

Der Abend mit dem gemeinsamen Essen und anschließenden Abhängen mit den mitgebrachten Unterhaltungsmedien (es applet  doch sehr im Raum!) ist relaxt und ruhig und verbindet alle mit dem guten Gefühl, hier im guesthouse von HIS in bisschen zu Hause zu sein.

Danke, Renate und Yakouba!

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