Wir haben unseren Aufenthalt im Hotel "Americana" um einen Tag
verlängert. Schön, dann können wir heute nochmal einen Tag in der Wüste
verbringen, bevor es in den Norden zurück geht...
Gestern hatten wir uns für den „Shehoret-Canyon“ entschieden,
heute tauchen wir in den anderen Weg ein, der uns zu den „Amram-Pillars“ führt.
Mit „Pillars“ sind auf natürlichem Wege entstandene „Säulen“ gemeint, die das
Wasser in Felsen gewaschen hat.
Als wir auf dem Weg dahin an einem Natur-Campground vorbei
kommen, sehen wir schon unsere Hoffnung auf Einsamkeit schwinden, weil hier
mehrere kleine Igluzelte stehen, in denen Jugendliche campen. Natur-Campground
heißt, dass es erlaubt ist hier zu campen – aber es gibt keine Facilities, also
keine Toiletten oder Wasser. Alles Natur, eben J.
Doch als wir weiterfahren, ist dann plötzlich die Welt
zuende, man kann das Auto abstellen, und dann gibt es nur noch Fußwege bzw.
Trampelpfade, hinein in die beeindruckende Felsen- und Bergwelt!
Ja, hier ist es schön! Und auch schön einsam J. Noch.
Bis ein Reisebus mit einer größeren Gruppe eintrifft. Doch
sie wollen „nur“ die Pillars besichtigen, ihre Fotos machen und dann
weiterfahren. Ein deutschsprachiger Mann berichtet, dass es sich um angehende
Reiseleiter handelt, die auf dieser Tour ausgebildet werden. Die Gruppe selber
ist englisch-sprachig.
Man muss, wenn man deutsch miteinander spricht, hier immer
ein bisschen aufpassen, denn es gibt zwischendurch immer wieder Menschen, die
deutsch verstehen und sogar selber sprechen. So auch in diesem Fall. Wir hatten
uns – allerdings nicht sehr heftig, aber doch – darüber ausgetauscht, dass wir
froh sind, wenn die Gruppe wieder abzieht...als uns der deutschsprachige Mann
anspricht. Hm, er hat das sicher gehört, was wir gesagt haben – schäm!
Naja, und dann meinte er mit Blick auf meine Bibel: „Aha,
das ist ja interessant: Sie reisen durch das Land und benutzen die Bibel als
Reiseführer?!“ Nun, ich hab ihm das bestätigt und meinte nur: „Sicher.“
Ja, das kann man wirklich. Ich habe gerade die Stelle in der
Bibel gefunden, deren Geschichte in dieser Gegend spielt. Sie steht in Richter
14 und 15:
Vor zwei Tagen waren wir ja in Timna, was ca. 20 km von hier
nördlich liegt. Timna gehörte zur Zeit Simsons den Phillistern. In Richter 14
wird berichtet, dass Simson nach Timna kommt, dort eine schöne Frau sieht und
es gegen den Willen seiner Eltern durchsetzt, sie zu heiraten. Die Hochzeit
findet in Timna bei den Philistern statt. Doch das Kapitel endet, in dem er
zornig in sein Elternhaus zurückkehrt und seine junge Frau in Timna zurück
lässt (Simson schien, nebenbei gesagt, etwas cholerisch veranlagt gewesen zu
sein J
). à wen das interessiert:
selber lesen! Da der Schwiegervater meint, Simson hätte sie für immer
verlassen, verheiratet er sie daraufhin mit einem ihrer Brautführer...
Doch Simson kommt zurück zu seiner jungen Frau (Kapitel 15),
hört, was der Schwiegervater getan hat, erleidet seinen nächsten cholerischen Tobsuchtsanfall - und die ganze Geschichte hat kein Happy End...wie vieles im Alten
Testament J.
Die „Pillars“ müssen wir uns auch unbedingt noch ansehen und
wandern um die Mittagszeit los. Umwerfend! Ich glaube, so etwas hab ich vorher
noch nie gesehen! Die riesigen Felsen sind von oben nach unten ausgewaschen,
und nun stehen sie – als wenn sie so gemeißelt worden wären – wie Säulen in der
Felsenlandschaft! Ein Kunstwerk der Natur!
Als wir zurück kommen, trudeln gerade drei!!! Reisebusse auf
dem kleinen Parkplatz ein, der mit diesen Bussen dann auch dicht geparkt ist.
Wir schlängeln uns mit unserem kleinen Mietwagen da eben noch raus – bloß weg
hier! 3 Reisebusse voller Touristen bedeutet ca. 150 Leute! Das muss grad nicht
sein...
Während wir durch das Naturreservat fahren, halten wir unsere
Augen offen nach potentiellem Brennholz, denn wir wollen noch ein letztes Mal
zum Campground fahren, in dem Feuer machen erlaubt ist. Vielleicht ist es dort
etwas „einsamer“ J.
Da in dieser dürren Landschaft bereits mehrere Bäume ihren Geist aufgegeben
haben, teilweise anscheinend auch bereits gebrannt haben, werden wir, was
Feuerholz betrifft, fündig und sammeln ab.
Am Campground herrscht bis auf einen Steinbock, der sich aber
nicht von uns stören lässt, absolute Leere – wie schön! Wir setzen uns in die untergehende Sonne und hören noch ca. eine Stunde lang weiter in der
Hörbibel...bis es kühler wird und ein leichter Wind weht.
Das Feuer bekommen wir, die wir keine geübten Pfadfinder
sind, heute nicht so leicht in Gange wie gestern, was auch mit dem stärkeren
Wind zu tun hat, der immer gleich jedes Streichholz ausbläst – obwohl wir ja
die extra angen Hölzer mitgenommen haben J
Doch als es dann brennt, haben wir lange gut davon und
bleiben am Feuer, bis es finster geworden ist.
Diesen letzten Tag in der Wüste haben wir sehr genossen.
Morgen geht es wieder Richtung Norden, weil ab Montag
bereits die Studientage im Kibbutz Nes Amin beginnen, zu denen wir angemeldet
sind. Und am Sonntag würden wir gerne noch ein Gemeinde in Jerusalem
besuchen...
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