Zurück in Jerusalem! Es ist Sonntag, wir haben uns zwei
Gottesdienste herausgesucht, die wir gerne besuchen möchten. Das erste ist ein
Gottesdienst um 10.30 h in der (evangelischen) Erlöserkirche mitten in der
Altstadt – eine schöne, schlichte Kirche aus diesen schönen hellen Jerusalem-Steinen
erbaut.
Die Erlöserkirche (englisch Church of
the Redeemer) ist eine deutsche
evangelische Kirche in Jerusalem. Sie wurde auf
den Grundmauern der Kreuzfahrerkirche St. Maria Latina errichtet. Die
Erlöserkirche steht im Zentrum der Altstadt von Jerusalem, im Muristan,
unmittelbar südlich der Grabeskirche. An der Nordseite der Erlöserkirche
verläuft das letzte Stück der Via Dolorosa, die an der benachbarten
Grabeskirche endet. Im Osten verläuft der Suq el-Lahhanin, im Süden schließen sich die Propstei und die
Martin-Luther-Schule an. (nach Wikepedia)
Eine deutsche Pfarrerin predigt, es ist ein
deutschsprachiger Gottesdienst zu Epiphanias. Eine ausgedruckte Liturgie liegt
vor, die wir als Freikirchler auch dringend brauchen J. Ansonsten: CGM, wir lieben
euch! Und haben unseren Gottesdienst und die Atmosphäre wieder neu schätzen
gelernt... J
In der großen Kirche waren gerade mal 30 Personen anwesend –
inklusive der Mitarbeiter. Das Abendmahl wurde deshalb in einem kleinen
Halbkreis im Altarraum gefeiert.
Gelohnt hat sich der Gottesdienst für die Tatsache, dass wir
ihn in der Jerusalemer Old City erlebt haben –
an der Straße, die Jesus mit hoher Wahrscheinlichkeit spätestens zu
seiner Kreuzigung gehen musste... Das hat doch was!
Während des Abendmahls hatte ich so einen kleinen
sentimentalen Moment, in dem ich dachte: Vielleicht hat er hier, wo ich jetzt
stehe, auch gestanden – irgendwann, vor 2000 Jahren...und jetzt nehme ich hier
das Abendmahl!
Nach Ende des Gottesdienstes gab es die Möglichkeit, in die
nebenliegende Probstei auf einen Kaffee oder Tee zu gehen. Da stand dann
einfach ein Heißwasserbehälter, Pappbecher und Instantkaffee, Teebeutel und
das, was dazu gehört...das konnte man
sich nehmen. Da alle deutsch sprachen, hatten wir das eine und andere kurze
Gespräch- jeweils mit Menschen, die auch nur als Gäste da waren. Ein älteres
Ehepaar ist auf Goldhochzeitsreise und gönnt sich 10 Tage Jerusalem. Sie wollen
heute noch die Shawans in Bethlehem besuchen – nett, wie kein die christliche
Welt doch ist! Sie fragen nach einer Busverbindung, doch wir müssen gestehen,
dass wir die Bethlehem-Sache mit dem Mietwagen gemacht haben. O, das hätten sie
hier in Jerusalem auch mal versucht, erzählt die Frau, doch die fahren hier so
katastrophal, sie würden das nie wieder versuchen. Worauf Ekkehart nur mich
zitierte und meinte, ich hätte gesagt, er würde wie ein Araber fahren...wodurch
ihnen dann manches klar wurde J
In der Altstadt liegt auch das Hotel, in dem wir diese Nacht
sein werden. Wir gehen zum Einchecken und stellen fest: Für den Preis ist es
der Kracher! Ein echtes Geschenk – und anscheinend ein Irrtum in ihrem
Buchungssystem. Der nette Herr an der Rezeption kann sich diesen Dumping-Preis
nicht erklären, doch er ist auf uns gebucht (Ekkehart hatte die Buchung vor
zwei Tagen via Internet über booking.com gemacht, und aus dem Preis schlossen
wir, dass wir in einer ziemlich einfachen Unterkunft sein werden, vielleicht
mit fließend Wasser, wenn wir Glück haben...) Da der Preis nun einmal im System
drin war, bekommen wir das Zimmer nun auch dafür – und sind ganz glücklich J. Am Nachmittag
entspannen wir uns in der Sonne auf der wunderschönen Dachterrasse, bis – nun,
wir hätten es wissen müssen, wenn wir in der Old City im arabischen Viertel
einchecken – also, bis dann die Muezzime per Lautsprecher um die Wette riefen!
Nun, wir müssen uns sowieso auf die Socken machen. Denn um
17 Uhr beginnt der nächste Gottesdienst in der „King of Kings“-Church, einer
amerikanisch geprägten charismatischen Kirche an der Jaffa-Road.
Das ist auch irgendwie ein witziges Gefühl: Man ist auf dem
Weg zum Gottesdienst, und um einen herum shoppen die Leute, die Geschäfte sind
offen, Halli Galli auf allen Gassen am Sonntag!
Die Kirche befindet sich in einem großen Gebäude, in dem
anscheinend Geschäfte und Büros untergebracht sind. Sie selber wirkt wie ein
großer Theatersaal oder Kino – vielleicht ist es das auch einmal gewesen. Die
Sitze sind bequem, man sinkt förmlich hinein. Doch wie es sich für einen
charismatischen Gottesdienst gehör, sitz man nur zur Predigt in seinem Sessel J Der Raum ist fast
voll, vielleicht waren es etwa 300 Leute, die da waren, ein ganz gemischtes
Publikum, was das Alter betrifft, und anscheinend auch von der Herkunft.
Gottesdienstsprache ist englisch, zwei oder drei hebräische Lieder sind
allerdings auch dabei. Vor uns sitzt eine junge Frau, die ebenfalls aus
Deutschland ist, allerdings bereits seit 4 Jahren in Jerusalem wohnt. Wir
versuchen, ein bisschen was über die Gemeinde herauszubekommen, doch sie besucht
sie nur zu diesen Abendgottesdiensten, weil sie eigentlich aus Tel Aviv kommt
und dort zu einer Gemeinde geht. Doch sie liebt die Lebendigkeit und Frische
dieses Gottesdienstes hier, sagt sie.
Sie haben eine gute Band, und so geht dann auch die Post ab.
Es macht Spaß, lebendig und fröhlich mitmachen zu können – so ganz anders als
heute morgen. Wir kennen hier zwar auch nur ein Lied, doch die Lieder sind der
Hillsong-Stil, und da kommt man schnell rein...
Nach dem Gottesdienst wollen wir nun noch was essen gehen.
Das heißt, erst mal natürlich mit dem Auto los und auf die Suche fahren. Doch
wir stellen fest, dass wir plötzlich nicht mehr in alle Straßen hineinkommen
können; immer wieder sind Straßeneinfahrten durch Polizeiautos abgesperrt.
Warum?
Wir landen ungewollt in „Mea Shearim“, dem Viertel der
jüdisch Orthodoxen. Und hier geht nun gar nichts mehr. Wir sind drin und kommen
erst mal nicht mehr hinaus. Wildes Hupen aus allen Rohren. Ein netter junger
Mann im Auto vor uns steigt aus und kommt zu uns gelaufen. Hier sei gerade ein
wichtiger Mann angekommen, ein „Big Rabbi“, wobei er sicher eher „wichtig“ als
„groß“ meinte. Und deswegen seien die Straßen gesperrt. Wir müssten nun gucken,
wie wir hier wieder raus kämen...
Also, beschreiben kann man das nicht, was dann ablief.
Entweder die Straße, in die wir reinwollten, war gesperrt – oder Verbot der
Einfahrt oder verstopft. Na, irgendwie muss es ja gehen, und irgendwann fanden
wir dann auch das Nadelöhr, durch das ein Durchkommen möglich war.
So kamen wir völlig spät zu einem kurzen Imbiss und hatten
nun auch keine Lust mehr, noch groß was zu machen. Parken am Damaskus-Tor für 6
Euro für die ganze Nacht – anders geht das hier nicht.
Und dann zu Fuß zu unserem Hotel im arabischen Viertel durch
die mittlerweile menschenleeren Gassen – sollte man vielleicht nicht gerade
alleine machen, schon gar nicht als Frau J
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.