Mar Saba – noch so ein Traum von Ekkehart. Das Faszinierende
daran: Mar Saba ist ein Kloster, zu dem Frauen keinen Zutritt haben. Und es
kursieren die wildesten Geschichten darüber, z.B. ist da die Rede von dem
„Frauentower“, in dem mitgebrachte Frauen solange untergebracht werden, bis
ihre Männer wieder auftauchen – falls sie denn wieder auftauchen.
Gut, machen wir uns selber ein Bild. Mar Saba ist laut Karte
nicht weit von Bethlehem. Aber was heißt schon „nicht weit“. Wir haben
mittlerweile unsere speziellen Erfahrungen gemacht mit Entfernungsangaben,
Zeitangaben oder auch Richtungsangaben wie „rechts“ und „links“. Alle Menschen
hier sind superfreundlich und hilfsbereit, wollen immer helfen, wenn man nach
dem Weg fragt, können aber oft kein englisch. Und dabei ist es ziemlich egal,
ob es sich um ortsansässige Palästinenser handelt oder israelische Soldaten,
die hier ja auch an jeder Ecke zu finden sind. Ekkehart hat schon so ein
geflügeltes Wort entwickelt, dass er immer sagt, wenn wir überlegen, jemanden
nach dem Weg zu fragen: „Lass uns nach jemandem Ausschau halten, der
einigermaßen intelligent aussieht...“ Ja, das ist gar nicht so einfach. Da hat
man dann jemanden vor sich, verständigt sich mit Händen und Füßen, er, ganz
begeistert: „Yes, englisch, yes. Mar Saba? Go straight, go left!“ (Und er zeigt
allen Ernstes nach rechts!) Das ist nicht nur einmal passiert. Und die
Entfernung bis zum Kloster? „Oh, ten minutes!“
So, so, also ne dreiviertel Stunde haben wir schon gebraucht
– nicht mitgerechnet, wie oft wir falsch gefahren sind.
Nun, mit Hilfe sämtlicher freundlicher Palästinenser haben
wir es gefunden. Die stärkste Aussage hat übrigens ein israelischer Soldat
gemacht, dem wir unsere Straßenkarte unter die Nase hielten, der erstens kein
englisch konnte und zweitens, wie wir stark vermuteten, keine Ahnung hatte, wo
auf der Karte er selber sich befand. Und so hatte er den Geistesblitz: „Go to
Bethlehem and ask there!“ Super, da kamen wir gerade her! Dahin werden wir
bestimmt nicht zurück fahren!
Klappte dann auch so.
Am Kloster selber fanden wir die Zufahrtsbedingungen besser
vor, als sie uns prognostiziert worden waren. Wahrscheinlich waren sämtliche
Leute, die uns Tipps geben wollten, ewig nicht dort gewesen.
Na, und dann die
selbsternannten Parkplatzwächter! Mit hochwichtiger Miene wurde uns ein Platz
für das Auto zugewiesen – nur um später 20 Schekel (das sind 4 Euro!!!)
Parkplatzgebühr – ohne Vorwarnung – zu verlangen. Ekkehart hat diesen
selbsternannten Guide nur ausgelacht. 10 Schekel wären auch unverschämt gewesen,
aber die hätten wir ihm wahrscheinlich gegeben.
Am Kloster selber wurden erst mal Männchen und Weibchen
getrennt. Es waren noch ein oder zwei gemischte Reisegruppen da. Die Frauen
setzten sich in den kleinen Klostergarten unter Olivenbäume oder in die Sonne
(wie ich) und genossen das schöne Wetter und den Ausblick, die Männer gingen
hinein in das kalte Gemäuer J.
Aber fotografieren durfte man innen nicht, so dass Ekkehart
mir hinterher auch nichts vom Innenleben zeigen konnte.
Wir hielten uns dann noch ein bisschen auf dem Gelände auf,
wurden allerdings ständig von einem dieser aufdringlichen Typen verfolgt, der
immer wieder die Hand aufhielt, weil er uns den Gefallen getan hatte, uns zu
sagen, wo wir lang gehen müssen – wussten wir selber.
Wir hatten gedacht, wir könnten hier noch ein paar
meditative Minuten verbringen, doch das war wegen diesem Verfolger nicht
möglich. Wenn wir uns setzen, setze er sich auch...
So verließen wir das Mönchstum. Und Ekkehart weiß, wohin er
in Zukunft gehen kann, wenn die Luft frauenrein sein soll... J
Den restlichen Tag verbringen wir in Bethlehem. Wir
durchlaufen noch eine der Straßen, die
ein paar Geschäfte hat. Und da die Palästinenser wie gesagt sehr freundliche
Leute sind, kommen wir immer wieder sehr schnell ins Gespräch. Das liegt
Ekkehart ja: einfach einen „smalltalk“ und dabei ein bisschen
Völkerverständigung betreiben. Dabei bekommen wir einen Tee, kleine Stückchen
Baklava – nett, einfach nur, weil man hier so gastfrei ist und die Leute sich
gerne unterhalten. Und hier hat man auch einfach Zeit! Alles sind viel ärmer
als bei uns, aber – das muss man leider auch feststellen – viel freundlicher!
Später gehen wir noch einmal zur Geburtskirche, sie ist fast
wie ein zweites Zuhause geworden J
. Auch wenn immer wieder viel Rummel in ihr ist, hat sie auch etwas
Meditatives...
Als wir in unser Quartier zurück kommen, wird uns gesagt,
dass wir jetzt zusammen mit der palästinensischen Familie essen gehen. Sie
laden uns ein. Das ist doch nett! Wir nehmen gerne an und fahren gemeinsam in
ein nahes Restaurant, das von den Schwiegereltern unseres Gastgebers geführt
wird. Wir bekommen die hier typischen Gerichte wie Falafel und Schawerma und
einen leckeren Tee.
Abends bei ihnen im Wohnzimmer gibt es noch ein
Ouzo-ähnliches Getränk, schmeckt jedenfalls genauso. Es ist unser letzter gemeinsamer
Abend.
Morgen fahren wir nach Jerusalem, um dort einen Morgen- und
einen Abendgottesdienst jeweils in unterschiedlichen Kirchen mitzumachen.
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