Donnerstag, 24. Januar 2013

Auf den Spuren Jesu


Frühstück um 6.30 h, Start mit dem Bus um 7.15 h „Spuren Jesu und was die Christen daraus gemacht haben“ ist unser kritisches Thema von heute. Wir beginnen unsere Exkursion am Berg Arbel, dem wohl höchsten Berg am See Genezareth und unter Umständen die wahrscheinlichere Stelle, auf der die Bergpredigt gewesen sein könnte. In diesem Zusammenhang reden wir über die Entwicklungen der verschiedenen christlichen Traditionen und ihre Ansprüche an die verschiedenen Orte im Land Israel, die durch christliche Symbolik und Kirchen von Anfang an überladen worden sind und eine Pilgerkultur hervorgerufen haben, die kaum noch was mit dem persönlichen Glauben zu tun haben. Man kann hier geradezu von einem christlichen Imperialismus sprechen, der über die Jahrhunderte stattgefunden hat und sich mittlerweile auf Traditionen beruft, die im Grunde nur den Macht- und Besitzanspruch rechtfertigen wollen.
Auf dem Berg Arbel hören wir einige Verse aus der Bergpredigt, und für ich ist es das erste Mal, dass ich mir diesen Ort als den Ort für die Bergpredigt vorstellen kann,  weil es hier nichts weiter gibt als Steinfelsen, Gras und vereinzelte Bäume...
Die nächste Station ist Kapernaum. Im Gegensatz zu unserer letzten Israelreise können wir diesmal auch in die Kirche hinein, die über dem angenommenen „Haus der Schwiegermutter des Petrus“ erbaut worden ist und damit die ganze Gedenkstätte verunstaltet. Damit ist in den 60er Jahren auch dieser Ort „verunstaltet“ worden, der bis dahin noch in seinem ursprünglichen Ausgrabungsstatus ein einigermaßen realistisches Bild abgegeben hatte.
Und auch hier wieder: Wir machen uns bewusst, dass das „Haus der Schwiegermutter“ nur eine Gedenkstätte sein kann, aber nie die Annahme als gesichert gelten kann, dass ausgerechnet hier in diesem Haus nur wenige Schritte von der Synagoge entfernt, die Schwiegermutter tatsächlich gewohnt hat. Kapernaum war zu Jesu Zeiten eine große stadt von angenommenen 16.000 Einwohnern. So weiß man heute, dass bisher nur ein kleiner Teil dieser Stadt ausgegraben worden ist, der sich nun dem Besucher darstellt. Gesichert ist allein die Lage der Synagoge, da solche Bauten durch die Zeiten immer eines auf dem anderen errichtet worden ist.
Heute wird dem Pilger suggeriert, dass (so ist es verschriftet) Jesus hier in Kapernaum immer wieder gewohnt hat und dann im Haus der Schwiegermutter des Petrus übernachtet hat (was nirgends schriftlich belegt ist, aber die christlich fürsorgliche Seele streichelt).
Das Geschäft mit dem Pilger und letztlich der Seele und dem religiösen Gefühl des Pilgers boomt, und es wird eine Kultur gefördert, die dem Menschen das Gefühl gibt, mit der Wallfahrt zu diesen Stätten etwas für sein Seelenheil zu tun.
Tapga, der Ort der Brot- und Fischvermehrung, ist wieder so ein Ort, den man höchstens als Gedenkstätte bezeichnen kann, jedoch nicht glauben sollte, dass Jesus an dieser Stelle die Speisung der 5000 durchgeführt hat. Auch hier wieder: Eine große Kirche mit einem Mosaik im Altarraum, dass dieses Ereignis künstlerisch darstellt...
Jordan-Taufstelle: Das Wasser des Jordans ist sehr hoch, mindestens 2 m über dem Wasserspiegel, den wir August 2011 gesehen haben. Heute sind hier keine Taufaktivitäten, wobei sie sicher aufgrund des Wasserstandes auch nur schwer möglich wären. Wir halten uns hier nicht lange auf, denn auch hier ist schnell deutlich, dass hier nur der Taufe Jesu gedacht werden kann, er hier aber nie getauft hat, denn Johannes, der ihn getauft hat, hat sich in der Wüste vor Jericho aufgehalten, und Jesus kam zu seiner Taufe direkt aus der Wüste..., so dass die weiter südlich gelegene Taufstelle, die erst vor 2 Jahren wieder geöffnet worden ist, der nähere mögliche Ort der Taufe Jesu ist.
Lustig: Als wir bereits alle im Bus sitzen, fehlen noch 2 Leute. Wir stellen schnell fest, dass das die Baptisten in unserer Gruppe sind und unterstellen ihnen, dass sie sich nicht von „ihrer“ taufstelle trennen können (denn die Taufstelle ist von Baptisten gegründet, eingerichtet worden)...
Nazareth ist unser nächstes Ziel, an dem wir uns schnell einen Snack kaufen, um dann noch kurz einige Stationen abzulaufen, denn langsam wird die Zeit knapp, weil wir noch im “Bible College of Galilae“ angemeldet sind.

Hier geht es dann in einem super interessanten Vortrag um die „Situation und Geschichte Palästinensischer Christen“ in Israel und der Westbank.
Der Bibelschullehrer erzählt in einem bewegenden und gleichzeitig hoch spannenden Zeugnis seine eigene Bekehrung von einem Atheisten (er war weder Jude, Christ noch Moslem) zu einem Christen (heute Baptist), der mühsam lernen musste, was es bedeutet, nicht mehr zu hassen, sondern zu lieben – aus der Kraft Jesu. Eine sehr bewegende Begegnung!

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