Mittwoch, 23. Januar 2013

"Samarien"


22.01.2013
Abfahrt aus Jerusalem gegen 9 Uhr, auf in den Norden. Das heißt, Ekkehart möchte gerne durch die Westbank fahren, um einige der Stätten anzusehen, die bei typischen Reisegruppenfahrten „unter den Tisch fallen“.
Damit tauchen wir in die Region ein, die das frühere Samarien ausmacht.
Unser erstes Ziel ist hier Bet El, der Ort, an dem Jakob seinen Traum hatte und einen Stein errichtet hat, den er „Bet El“ – Haus des Herrn nannte. (1. Mose 28, 10 – 22). Leider gibt es hier super wenig Beschreibung, touristisch ist der Ort komplett unterbelichtet. Man findet gerade so mit Ach und Krach hin – und dann steht man da an einigen Felsen, einem eingezäunten  knorrigen alten Baum – und ein oder zwei aufgestellte Schilder, auf denen jeweils ein hebräischer Begriff steht. Das war es. Ansonsten ist es einfach ein schöne Landschaft, schön zum durchwandern, felsig mit leichtem Grasbewuchs...Wir fahren weiter.
Auf dem Weg nach Nablus kommen wir nach Silo, dem Ort, an dem die Bundeslade viele Hundert Jahre stand, nachdem die Israeliten sich hier  ansiedelten, bis sie den Philistern in die Hände fiel (1. Samuel 4)
Silo ist heute ein Tel, eine Ausgrabungsstätte, die gut ausgeschildert ist und in dessen Geschichte man bereits zu Beginn des Rundgangs mit einem kleinen Film eingeführt wird (die Geschichte mit Hanna, die sich Samuel erbittet, dem Priester Eli und seinen zwei Söhnen).
Jetzt ist ein Mittagssnack fällig. Der nächste kleine Ort, durch den wir fahren – keine Ahnung, wie er heißt, hier ist alles arabisch, nix englisch, keine Umschrift in lateinische Buchstaben – nichts – bietet einige wenige Imbisse, in denen es sicher Falafel gibt. Wir halten, gehen zerst zu einem Stand, der Sesamkringel verkauft, von denen ich zwei möchte. Zwei? Als Ekkehart bezahlen will, guckt uns der Verkäufer ganz hilflos an. Kostet? Nothing! Wie, nothing? Wir merken, dass er keine Ahnung, hat, wie er zwei Kringel berechnen soll, denn die Araber kaufen davon säckeweise...Schließlich sagt er 1 Schekel (das sind 20 Cent J)
Ermutigt durch dieses Erlebnis steuern wir die Falafel-Bude an. Wieder kann hier niemand englisch, und so macht Ekkehart ein großzügige Handbewegung über das Essensangebot in der Auslage, nennt ein paar Lebensmittel wie Falaffel, Hommos, Salat...wir setzen uns. Dann kommt wirklich ne Masse an Essen auf den Tisch. Wir sind auf den Preis gespannt. Und? Wir zahlen 21 Schekel inklusive einer großen Flasche Wasser! Das sind gerade mal knapp über 2 Euro pro Person!
Wieder fahren wir weiter und sehen kurz vor Nablus die Abzweigung zum Berg Garizim, dem Ort, an dem die Samariter anbeteten anstatt nach Jerusalem zu gehen (Johannes 4, Das Gespräch Jesu mit der Samariterin). Auch hier wieder: Keiner weiß richtig Bescheid, wenn man nach dem Berg fragt. Doch am Berg selber kostet es dann Eintritt, und wir bekommen eine Beschreibung der einzelnen Plätze.
Von hier aus sichten wir – bereits in Nablus? eine Art Palast, es lässt sich nicht ausmachen, was das sit. Ekkeharts Neugierde als Motor für diese nächste Entdeckungsfahrt lässt uns dann das Teil finden. Wieder nichts, aus dem man ershen könnte, worum es sich hier handelt – bis Ekkehart ein Schild findet, auf dem steht „Beit Falasteen (vielleicht der Besitzer?), Museum and Monastery 1953
Mehr kriegen wir nicht raus. Es ist alles zu.
So fahren wir nach Nablus rein. Nablus wurde an der Stelle des ehemaligen Sichem gebaut, zu dem es heute auch eine Ausgrabungsstätte gibt – di wir uns dann aber sparen und lieber durch Nablus kurven. Am Anfang gab es auch noch Ausschilderungen, doch die sind dann irgendwann vorbei, und ab hier beginnt unsere Odyssee. Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht.
Wir fahren quer durch das palästinensiche Hoheitsgebiet nach Tulkarem, dem Ort, der der letzte auf der Karte vor Israel ist. Ja, und in Tulkarem beginnt das Elend: Nichts, aber auch wirklich keie Ausschilderung irgendwohin, keine straße ist kenntlich gemacht, wo hier der Übergang ist in den israelischen Teil – es ist ein Elend! Wir versuchen es mit der Himmelsrichtung (müssen ja noch Nordwesten fahren) – aber die Straßenführung ist eine andere.  Und dann finden wir nach mehreren Irrfahrten heraus, dass Tulkaren keinen Autoübergang hat, sondern hier nur Fußgänger die Grenze wechseln können. Super! Und – wo bitte schön, sollen wir jetzt lang fahren?
Wir kurven immer wieder in falsche Straßen hinein, die nirgendwohin führen, verlieren viel Zeit, und die Sonne geht langsam unter.
Dann finden wir mit Nachfragen an einer Tankstelle (mit schlechtem englisch, 5 Kilo, yes, 4 – 5 kilo...er meinte Kilometer J ) den Weg nach Jenin, wo die Terroristen her kommen. Der Weg klappt auch, wir kommen zur Border – und hier geht´s erst mal nicht weiter. Irgend so ein kleiner Möchtegern-Chef (höchstens 18 Jahre alt) will sich profilieren, vielleicht hat er Probleme mit seinen Eltern, jedenfalls sortiert er uns aus, und wir werden tatsächlich vom israelischen Militär gefilzt! Das erinnert mich hier alles stark an die deutsch-deutsche Grenze von vor 25 Jahren. Zum Glück geht die Gepäckdurchsucherei heute etwas anders, elektronischer und dadurch schneller als vor 25Jahren, wo dann die Koffer durchwühlt und nicht wie heute durchleuchtet wurden!
Gut, wir haben da eh nichts Besonderes drin, es wirkt einfach nur wie Schikane. Aber Ekkehart meint nachher, dass die sicher ihre Auflagen haben, da es eben immer wieder vorgekommen ist, dass aus dieser Stadt Terroristen kamen.
Jetzt sind wir „drüben“, nun aber los!
Innerhalb von einer Stunde sind wir dann in Nes Ammim, kurz nach 19 Uhr. Unsere Gruppe hat gerade erst angefangen zu essen, es fällt gar nicht dumm auf, dass wir so spät dran sind. Wir setzen uns dazu, essen mit – und anschließend folgt die obligatorische Vorstellungs- und Programmrunde.
Bin gespannt auf die nächsten Tage!

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