Mittwoch, 16. Januar 2013

Amram-Pillars


Wir haben unseren Aufenthalt im Hotel "Americana" um einen Tag verlängert. Schön, dann können wir heute nochmal einen Tag in der Wüste verbringen, bevor es in den Norden zurück geht...
Gestern hatten wir uns für den „Shehoret-Canyon“ entschieden, heute tauchen wir in den anderen Weg ein, der uns zu den „Amram-Pillars“ führt. Mit „Pillars“ sind auf natürlichem Wege entstandene „Säulen“ gemeint, die das Wasser in Felsen gewaschen hat.
Als wir auf dem Weg dahin an einem Natur-Campground vorbei kommen, sehen wir schon unsere Hoffnung auf Einsamkeit schwinden, weil hier mehrere kleine Igluzelte stehen, in denen Jugendliche campen. Natur-Campground heißt, dass es erlaubt ist hier zu campen – aber es gibt keine Facilities, also keine Toiletten oder Wasser. Alles Natur, eben J.
Doch als wir weiterfahren, ist dann plötzlich die Welt zuende, man kann das Auto abstellen, und dann gibt es nur noch Fußwege bzw. Trampelpfade, hinein in die beeindruckende Felsen- und Bergwelt!
Ja, hier ist es schön! Und auch schön einsam J. Noch.

Bis ein Reisebus mit einer größeren Gruppe eintrifft. Doch sie wollen „nur“ die Pillars besichtigen, ihre Fotos machen und dann weiterfahren. Ein deutschsprachiger Mann berichtet, dass es sich um angehende Reiseleiter handelt, die auf dieser Tour ausgebildet werden. Die Gruppe selber ist englisch-sprachig.
Man muss, wenn man deutsch miteinander spricht, hier immer ein bisschen aufpassen, denn es gibt zwischendurch immer wieder Menschen, die deutsch verstehen und sogar selber sprechen. So auch in diesem Fall. Wir hatten uns – allerdings nicht sehr heftig, aber doch – darüber ausgetauscht, dass wir froh sind, wenn die Gruppe wieder abzieht...als uns der deutschsprachige Mann anspricht. Hm, er hat das sicher gehört, was wir gesagt haben – schäm!
Naja, und dann meinte er mit Blick auf meine Bibel: „Aha, das ist ja interessant: Sie reisen durch das Land und benutzen die Bibel als Reiseführer?!“ Nun, ich hab ihm das bestätigt und meinte nur: „Sicher.“
Ja, das kann man wirklich. Ich habe gerade die Stelle in der Bibel gefunden, deren Geschichte in dieser Gegend spielt. Sie steht in Richter 14 und 15:
Vor zwei Tagen waren wir ja in Timna, was ca. 20 km von hier nördlich liegt. Timna gehörte zur Zeit Simsons den Phillistern. In Richter 14 wird berichtet, dass Simson nach Timna kommt, dort eine schöne Frau sieht und es gegen den Willen seiner Eltern durchsetzt, sie zu heiraten. Die Hochzeit findet in Timna bei den Philistern statt. Doch das Kapitel endet, in dem er zornig in sein Elternhaus zurückkehrt und seine junge Frau in Timna zurück lässt (Simson schien, nebenbei gesagt, etwas cholerisch veranlagt gewesen zu sein J ). à wen das interessiert: selber lesen! Da der Schwiegervater meint, Simson hätte sie für immer verlassen, verheiratet er sie daraufhin mit einem ihrer Brautführer...
Doch Simson kommt zurück zu seiner jungen Frau (Kapitel 15), hört, was der Schwiegervater getan hat, erleidet seinen nächsten cholerischen Tobsuchtsanfall - und die ganze Geschichte hat kein Happy End...wie vieles im Alten Testament J.

Die „Pillars“ müssen wir uns auch unbedingt noch ansehen und wandern um die Mittagszeit los. Umwerfend! Ich glaube, so etwas hab ich vorher noch nie gesehen! Die riesigen Felsen sind von oben nach unten ausgewaschen, und nun stehen sie – als wenn sie so gemeißelt worden wären – wie Säulen in der Felsenlandschaft! Ein Kunstwerk der Natur!
Als wir zurück kommen, trudeln gerade drei!!! Reisebusse auf dem kleinen Parkplatz ein, der mit diesen Bussen dann auch dicht geparkt ist. Wir schlängeln uns mit unserem kleinen Mietwagen da eben noch raus – bloß weg hier! 3 Reisebusse voller Touristen bedeutet ca. 150 Leute! Das muss grad nicht sein...
Während wir durch das Naturreservat fahren, halten wir unsere Augen offen nach potentiellem Brennholz, denn wir wollen noch ein letztes Mal zum Campground fahren, in dem Feuer machen erlaubt ist. Vielleicht ist es dort etwas „einsamer“ J. Da in dieser dürren Landschaft bereits mehrere Bäume ihren Geist aufgegeben haben, teilweise anscheinend auch bereits gebrannt haben, werden wir, was Feuerholz betrifft, fündig und sammeln ab.
Am Campground herrscht bis auf einen Steinbock, der sich aber nicht von uns stören lässt, absolute Leere – wie schön! Wir setzen uns in die untergehende Sonne und hören noch ca. eine Stunde lang weiter in der Hörbibel...bis es kühler wird und ein leichter Wind weht.
Das Feuer bekommen wir, die wir keine geübten Pfadfinder sind, heute nicht so leicht in Gange wie gestern, was auch mit dem stärkeren Wind zu tun hat, der immer gleich jedes Streichholz ausbläst – obwohl wir ja die extra angen Hölzer mitgenommen haben J
Doch als es dann brennt, haben wir lange gut davon und bleiben am Feuer, bis es finster geworden ist.
Diesen letzten Tag in der Wüste haben wir sehr genossen.

Morgen geht es wieder Richtung Norden, weil ab Montag bereits die Studientage im Kibbutz Nes Amin beginnen, zu denen wir angemeldet sind. Und am Sonntag würden wir gerne noch ein Gemeinde in Jerusalem besuchen...

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